Dr. Michael Müller

Facharzt für Kinderheilkunde/Kinderneurologie, Manuelle Medizin, Osteopathische Medizin D.O.M.


Ich habe mich nach der Pensionierung als Arzt für Kinderosteopathie niedergelassen. Osteopathisch behandle ich Säuglinge und Kleinkinder, aber auch Schulkinder und junge Erwachsene.

 


Meine Ausbildungen

Medizinstudium und Approbation als Arzt

Facharzt für Kinder - und Jugendmedizin

Spezialdiplom Kinderneurologie

Fortbildung Manuelle - und Osteopathische Medizin bei Kindern

Diplom Manuelle Medizin DGMSM / Spezialdiplom Manuelle Kindermedizin /Atlastherapie nach Arlen

Diplom Osteopathische Medizin DOM, Spezialdiplom Osteopathische Kindermedizin DOP


Die Behandlungskosten

Spezielle Verträge mit Kostenträgern bestehen nicht. Die Behandlungen werden privatärztlich erbracht. Die Kosten richten sich nach den in der Gebührenordnung für Ärzte gültigen Sätzen. Die aktuellen durchschnittlichen Kosten können in unserem Büro – Tel: 0521 16458899 – erfragt werden. 

 

 

Zahlreiche Krankenkassen haben in ihren Satzungen Klauseln, die finanzielle Unterstützung bei besonderen Gesundheitsmaßnahmen der Versicherten möglich machen. In diesem Rahmen wird auch ein Teil der Kosten für Osteopathie zurückerstattet.


Artikel

Im Folgenden finden Sie einige Artikel zu den wichtigsten kinderosteopathischen Indikationen und ausgewählte Fallbeispiele:

 

 

Michael Müller, Bielefeld

Basistherapien, häufige Diagnosen sowie

kleine und wichtige Fragen in der täglichen Praxis der Pädiatrie

Eine Zusammenstellung wichtiger und häufiger Vorstellungsgründe in der Kinderarztpraxis

Vorschläge für angemessene, sparsame und nachhaltige Therapieansätze

 

                         

 

Verehrte Leserin, verehrter Leser,

 

dies kurze Skript stellt die Beschreibung einer pädiatrischen Lebenserfahrung dar und ist kein Lehrbuch. Wer aus der Klinik in die Praxis kommt, erfährt zunächst einmal einen gigantischen Prävalenzschock. Die Prävalenz von Störungen und Krankheiten in der Praxis stellt sich völlig anders dar, als in der Klinik. Keine Frühchen, keine schweren, lebensbedrohlichen Krankheiten sind es, die den Tag füllen, sondern leichtere Krankheiten und Bagatellen, die im Lehrbuch oft nicht vorkommen und für deren Therapie meist keine offizielle Evidenz vorliegt. In dieser Situation wird viel zu oft improvisiert und oft zu viel Medizin aber zu wenig Lebensberatung praktiziert. Ich möchte helfen, einen guten Einstieg in den pädiatrischen Alltag zu finden. Lehrbücher und Klinikwissen sind unsere Grundlage. Ohne sie ist dieses Skript wertlos. Und einen Überblick über sämtliche in der Praxis wichtigen Diagnosen zu geben würde den Rahmen dieses kleinen Breviers sprengen.

 

Oft sind es sogenannte psychosoziale Faktoren, die den Heilerfolg bringen, in Kombination mit den richtigen Maßnahmen. Oft trägt gerade eine schlanke Basistherapie und der primäre Verzicht auf Antibiotika und andere scharfen Medikamente dazu bei, dass eine wirklich nachhaltige Heilung eintritt. Richtige Maßnahmen sollten zunächst immer mit den harmlosesten Mitteln begonnen werden. Diesen widmet sich das Skript im besonderen Maße. Antibiotika, Kortikoide, Psychopharmaka, Schmerzmittel und andere Arzneien und Prozeduren haben ihren unbedingten Stellenwert und sollten bei gesicherter Indikation auch freigiebig eingesetzt werden. Alles andere wäre ein Kunstfehler.  Die Indikationen aber gehören sorgsam geprüft und dem Verlauf immer wieder neu angepasst. 

 

Und ansonsten bleibt die Weisheit der Altvorderen richtig: Genau zuhören, genau hinschauen, nachdenken, lesen. In dieser Reihenfolge. Und: wenn du eine Hypothese gebildet hast, oder dich auf eine Diagnose festlegst, frag dich, ob alles passt. Wenn etwas nicht passt, dann wird deine Diagnose vermutlich falsch sein. 

 

Die vorgeschlagenen Handelspräparate haben sich praktisch bewährt, können aber durch wirkstoffgleiche andere ersetzt werden. 

Zu den folgenden Themen findest du im Folgenden kurze Zusammenfassungen und therapeutische Vorschläge

 

Krankheiten des Mund- und Rachenraumes

Infekte der oberen Luftwege

Abszesse

Akne vulgaris

Asthma, einfache Grundlagen

Brustschmerzen

Bauchschmerzen

Chassaignac-Luxation

Diabetes mellitus, einfache Grundlagen

Durchfall und Erbrechen

EBV – Infektion, Pfeiffersches Drüsenfieber

Ein- und Durchschlafstörungen von Kleinkindern und Säuglingen

Enuresis nocturna und andere Formen des Einnässens

Epilepsie bei Kindern, einfache Grundlagen

Ernährungsfragen

Fieber

Flohbisse

Gelenkerkrankungen

Haltungsschäden

Hautpflege

Herzfehler

Hinken

Husten

Impffragen

Infekte der oberen Luftwege

Insektenstiche

Klinische Diagnostik bei Kleinkindern (siehe Infekte)

Konjunktivitis

Krätze

Labiensynechie

Lagerung des Säuglings

Mikroskop

Missbrauch und Misshandlung

Molluskeln

Mundschluss, unzureichender

Nabelgranulom

Neurodermitis

Obstipation des Säuglings vs. habituelle abdominelle Bewegungen

Osteopathie und andere alternativen Heilmethoden

Paronychie

Plagiocephalie

Pyodermie

Scharlach, Scharlachangina, Streptokokkenbesiedlung

Schräglageschäden

Schreikinder

Schulschwierigkeiten

Selbststimulierende Verhaltensweisen

Sichelfüße 

Stomatitis aphtosa, Soor, Herpangina, Scharlachangina, Pfeiffersches Drüsenfieber

Therapie des Asthma bronchiale

Töpfchenneurose

Tonusstörungen des Säuglings

Trinken

Vasovagale Synkopen

Vorhautenge und -adhäsionen, Phimose

Wachstumsschmerzen

Windeldermatitis

Zahnungsschmerzen

Zysten in der Kniekehle (Poplitealzyste)

 

 

 

 

Anfangen möchte ich mit dem Häufigsten: 

die „banalen“ Infekte der oberen Luftwege sowie Stomatitis aphtosa, Mundsoor, Scharlachangina, Herpangina, Pfeiffersches Drüsenfieber. Fiebermanagement allgemein.

 

Infekte der oberen Luftwege

 

Unsere „Brot und Butter“ - Arbeit. Deshalb verweile ich bei diesem Thema etwas länger.  Es vergehen Arbeitstage, an denen ausschließlich derlei Bagatellen vorgestellt werden. Bleib trotzdem immer aufmerksam! 

Was sind Kriterien für banale Infekte ohne Komplikationen?

Wie also kann ich mich rasch orientieren, ob ich erweiterte Diagnostik rsp. Notfalltherapie einleiten muss oder nicht?

Was kann ich tun, was lassen?

 

Folgende Antworten auf einfache Fragen bieten eine schnelle Orientierung: 

 

-        Wie lange ist das Kind schon krank? Kurze Zeit, dann ist der Fall eher harmlos, das Problem existiert schon über ein paar Tage, das spricht für mehr als einen harmlosen Infekt: Eine echte Grippe etwa (Fieber ohne Erkältungszeichen, Kopfschmerzen, starkes Krankheitsgefühl), auch eine Mononukleose beginnt mit harmlosem Fieber, in der Praxis sehen wir sie mehrfach im Jahr. 

 

-        Wirkt das Kind wirklich krank?

 

-        Hat das Kind wirklich Fieber? 

 

-        Sind eindeutige Infektzeichen vorhanden? Geröteter Rachen, Schnupfen, quälender Husten? 

 

-        Verläuft das Fieber zweigipflig? (erster Fiebergipfel vermutlich Virusinfekt, zweiter Gipfel, vermutlich Komplikation) Dann liegt wahrscheinlich eine Komplikation vor, eine Pneumonie etwa bei Husten, bei Ohrenschmerzen eine Otitis media oder gar Mastoiditis, bei Kopfschmerzen eine Sinusitis. 

 

-        Besteht Atemnot? Pneumonie? Infektcroup?  Spastische Bronchitis? Oder gar eine Epiglottitis? 

 

-        Hat das Kind abgenommen?

 

Nur auf Grund der Anamnese werden 90% aller wichtigen Fragen bereits vorgeklärt. 

 

Untersuchungstechnik und erste Schritte der Differentialdiagnose

 

Neben der Anamnese ist die wichtigste Unterscheidung, ob eine harmlose Infektion vorliegt oder nicht: die Untersuchung. Da es sich meist um Kleinkinder handelt, die vorgestellt werden, untersuche ich sie auf dem Schoß der Mutter oder des Vaters. Das Kind schaut mich an und ich begrüße es, nähere mich ihm langsam, befühle die Füßchen, ob sie kalt sind (Kreislauf zentralisiert?), bewege die Beinchen (eitrige Coxitis u.ä.), schaue mir die Haut an den Beinen an. Dann betaste ich mit warmen Händen den Bauch: Sind Leber und Milz vergrößert, hart? Derweil lobe ich die Tapferkeit des Kindes und der Mutter. Dann hole ich das Stethoskop, es ist ein wenig vorgewärmt, ggf. wärme ich es mit meinen Händen etwas an. Das wird natürlich ebenfalls kommentiert, „ich werde doch Fränzchen oder Luise nicht frieren lassen!“ Alles in Butter? Danach darf das Kind ganz laut „A,“ oder besser „Ä“ sagen und ich schaue mir rasch den Rachenring und die Zunge an, ggf. auch die Wangentaschen (Koplicks, ggf. Speicheldrüsen-Ausführungsgänge bei  Verdacht auf Mumps). Nur für den Blick auf die Wangentaschen benötige ich übrigens den Spatel. Auf den Zungengrund zu drücken hinterlässt bei Mutter und Kind schlechte Erinnerungen an die Untersuchung.  Roter Rachenring und belegte Zunge? Harmlos. Beläge auf den Mandeln? Pfeiffer? Andere Virusinfektion? Angina scarlatina?  Schließlich umarmt die Mutter / der Vater das Kind mit einem Arm um Brust und Ärmchen und mit der anderen Hand presst er/sie den Kopf des Kindes von der Stirnseite her sanft aber entschieden an seine/ihre Brust, Kopf mal zu der einen Seite und anschließend zur Gegenseite rotiert. Und ich schaue mir die Gehörgänge und das Trommelfell an. Gerötet? Harmlos. Eiter im Gehörgang? Harmlos. Schollige Beläge? Grippeotitis. Trommelfell vorgewölbt? Die Mittelohrinfektion wird wohl in den nächsten Stunden über den Gehörgang abfließen.  Alles nicht schön, teils auch schmerzhaft. Aber keine Indikation für hoch wirksame Medikamente, z. B.  Antibiotika. Ja, auch Eiter im Ohr ist erst einmal harmlos. Die Infektion fließt ab und das Loch, durch welches die Infektion durch das Trommelfell ausgetreten ist, verschließt sich rasch wieder. Mit Medikation geht es nicht schneller.

 

(Man kann den Gehörgang in dieser Situation mit körperwarmer H2O2-Lösung, 3%ig spülen, der Eiterfluss endet etwas früher, eine Otitis externa heilt schneller ab.) 

 

Dann weiter: die Haut ansehen, besonders ältere Säuglinge und Kleinkinder bekommen in diesem Alter ihr Exanthema subitum. Das ist häufig. Seltener sind andere Efflorezenzen, z. B Varicellen in den ersten Tagen, eine allergische Reaktion bei Infekt, eine Hautreaktion auf Amoxicillin (Pseudoallergie).

 

Voller Überraschungen ist das fiebernde Kind ohne Infektzeichen. Schon bei der Anmeldung in der Praxis kann die Mitarbeiterin weitere Symptome erfragen und schon einmal einen Urinstatus erstellen, sofern keine sicheren anderen Infektzeichen vorliegen. Ein Harnwegsinfekt mit Fieber ist eine Pyelonephritis, also eine Infektion der Nieren, die die Organe potentiell schädigen kann. Ein Notfall also. Säuglinge mit fiebrigem Harnwegsinfekt gehören in der Regel in die Klinik. Im Kleinkindalter ist die Behandlung in der Praxis möglich (Amoxicillin per os). Bei der gefürchteten Meningitis ist der kleine Patient nicht nur nackensteif, sondern zusätzlich sehr berührungsempfindlich und schwer krank.  Und, nicht zuletzt: Fieber und Schmerzen bei Bewegung der Beine (Hinken) sprechen für eine Coxitis rsp. Osteomyelitis. Kinder, die schon laufen können, sollten immer einmal über den Flur hopsen. „Ein Kind mit Fieber, welches humpelt wird vermutlich eine eitrige Coxitis haben“ (bis zum Beweis des Gegenteils). Nur die genannten Notfälle erfordern ein sofortiges Handeln: HWI, Pneumonie, Coxitis, Sepsis, Meningitis.  Nicht aber Streptokokkenangina, auch ein leichter Scharlach mit Ausschlag nicht, nicht akute Otitis media, selbst wenn sie eitrig ist.  

 

Fieberkrämpfe kommen bei älteren Säuglingen und Kleinkindern immer wieder einmal vor. Besonders im Rahmen eines Exanthema subitum, aber oft auch einfach wegen hohen Fiebers. Mit keinem Mittel oder Trick kann diese Komplikation verhindert werden. Und sie ist für die Eltern mit großer Angst verbunden was spätestens klar wird, wenn man beim eigenen Kind ein solches Ereignis erlebt. Trotzdem: Fieberkrämpfe sind erst einmal und allermeist harmlos. Beachten muss man in jedem Fall die Regeln zur Differentialdiagnose „komplizierter Fieberkrampf“. Prävention mit Fiebermitteln zu betreiben ist Augenwischerei und nutzt nichts.  

 

Zweigipfliges Fieber: 1. Gipfel: Virusinfekt, 2. Gipfel: Komplikation. Husten? Auch ohne positiven Auskultationsbefund hat ein solches Kind vermutlich eine Pneumonie. Weitere häufige Komplikationen: eitrige Otitis media und Sinusitis. Rotes Ohr? Vielleicht Mastoiditis (Klopfschmerz auf dem Mastoid)?

 

Fieber plus Orbitaödem und ggf. eitriger Schnupfen: meist Sinusitis ethmoidalis.

 

Kinderärzte verordnen, wenn sie nicht genau wissen was vorliegt, viel zu häufig Antibiotika. Diese Haltung ist grundfalsch, denn die übergroße Mehrheit der Infekte in den oberen Luftwegen ist selbstbegrenzend, selbst dann, wenn Streptokokken oder andere bakterielle Erreger beteiligt sind. Wichtiger als eine gesicherte bakteriologische Diagnose oder ein positiver Strep-Test ist, ob ein Kind stabil oder richtig krank und eingeschränkt ist. Fast immer hat man ein paar Tage Zeit, bevor man sich für eine Antibiose entscheidet und meist entscheidet der Krankheitsverlauf in diesen paar Tagen, dass es nicht erforderlich war.

 

Viel zu häufig werden auch Fieber- und Hustensäfte verordnet. Schmerz-Fiebermittel sind bei wirklichen Schmerzen (z.B. Kopf- und Ohrenschmerzen) sinnvoll. Im Gegensatz zu Antibiotika sind diese Mittel in der Regel nicht schädlich. Hustensäfte aber sind vermutlich unwirksam, Fiebersäfte und Suppositorien wirken nur bei sinkendem Fieber und sind deshalb in der Regel gegen Fieber ebenfalls überflüssig. Eltern aber wollen ihren Kindern den Verlauf der Erkrankung leicht machen. Eine solche richtige Haltung muss mit vernünftigem Rat gefördert werden. Arzneimittel sind in der Regel nicht notwendig und sinnvoll, physikalische Maßnahmen aber sehr wohl: 

 

Ein Kind mit Fieber und kalten Händen und Füßen sollte ein warmes Fußbad bekommen:  Das Kind sitzt auf dem Badewannenrand, die Füße bis zur Unterschenkelmitte in angenehm warmem Wasser, welches durch die Zugabe von immer wärmerem Leitungswasser langsam weiter aufgeheizt wird. Diese Maßnahme öffnet die peripheren Gefäße und senkt damit die Körpertemperatur. Sogar eine hartnäckige Mittelohrenzündung reagiert auf Fußbäder oft positiv. Die bessere Durchblutung fördert offenbar den Sekretfluss und die Heilung auch im HNO-Bereich. 

 

Ein Kind mit Reizhusten bekommt feucht - warme Brustwickel (ausgedrücktes, recht warmes Handtuch, 3 mal 5 min. um die Brust legen, darüber ein flauschiges Badetuch wickeln. Handtuch zweimal wieder mit warmem Leitungswasser anwärmen und zwischendrin den Oberkörper mit dem Badetuch vor Auskühlung schützen, am Schluss den Oberkörper kräftig mit einem trockenen warmen Handtuch abrubbeln). Die Maßnahme beruhigt und dämpft den Husten. Sie wirkt besser als jeder Hustensaft. 

 

Beide Maßnahmen: Das warme Fußbad und die Brustwickel können mit einer anschließenden Schwitzpackung kombiniert werden. Bevor mit den Prozeduren begonnen wird, bereitet man das Bett vor mit zwei Bettdecken und einer gut gefüllten Wärmflasche. Für die Schwitzpackung wird die Wärmflasche entfernt, das Kind unter die warmen Decken gelegt und gut zugedeckt sowie von beiden Seiten und von den Füßen und Schultern her eingepackt. Dann wird vorgelesen, ca. ½ Stunde, bis das Kind richtig schön schwitzt. Danach wird es trockengerieben, bekommt etwas Warmes zu trinken, einen trockenen Schlafanzug und schläft in der Regel in der Folge wunderbar bis zum nächsten Morgen. 

 

Am praktischsten ist es, wenn physikalische Maßnahmen in den Abendstunden laufen. Eine angenehme Nebenwirkung ist, dass das kranke Kind den Infekt als etwas Schönes erlebt und entspannen kann, weil die Eltern sich freundlich und kompetent um sein Wohlergehen bemühen.

 

Obwohl wirklich ärztlich behandlungsbedürftige Krankheiten in der Praxis nicht häufig vorkommen, müssen Eltern und ÄrztInnen während der fieberhaften Krankheitsphase hellwach bleiben. Wenn der Verlauf für Komplikationen spricht (s. o.), müssen die diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen ausgeweitet werden. 

 

 

Stomatitis aphtosa:

 

Kinder (oft Kleinkinder) meist mit deutlichem Krankheitsgefühl und Aphten auf der geröteten Mundschleimhaut. Die Aphten sind ca. linsengroß, weißlich, von einem schmalem, roten Hof umgeben. Betroffen sind Lippenschleimhaut, Wangenschleimhaut, Zahnfleisch und Zunge, manchmal leicht blutend. Regional kommen vergrößerte Lymphnoten vor. Die Stomatitis aphtosa ist oft kein rein lokales Geschehen, da Fieber und Abgeschlagenheit häufige Begleiter sind. 

Therapie: nicht dringend erforderlich. Möglich aber sind Schmerzmittel (Novaminsulfon oder Ibuprofen) sowie vorsichtige Mundhygiene mit weicher Zahnbürste, Watteträgern und lauwarmem Wasser ohne Zusätze.

 

Mundsoor:

 

Meist betroffen sind Säuglinge in jedem Alter, aber auch vereinzelt Kleinkinder und ältere Kinder.

 

Rein auf die Zunge und auf den Mund begrenzt entwickelt sich bei dem ansonsten gesunden Kind ein dicker, undurchsichtiger weißlicher Belag. Anfangs punktförmig zunächst auf der Zunge, dann oft auch auf der Wangenschleimhaut. Die Beläge lassen sich zunächst nicht (mit einem Watteträger) abreiben im Gegensatz zu dem leicht transparenten Milchbelag. Die Patienten sind während des Befalls oft unzufrieden und tun sich beim Nuckeln etwas schwer. Der Pilz breitet sich nicht selten auf Rachen und Speiseröhre aus. Soor (Hefepilz) kann über Schnuller, Sauger oder der Brust der Mutter übertragen werden. 

 

Therapie: Am wichtigsten ist die Hygiene in der Umgebung des Kindes: Flaschen und Sauger reinigen und auskochen, Brustpflege. Vor den Mahlzeiten Auswischen des kindlichen Mundes mit Hilfe eines angefeuchteten Stiltupfers, bei hartnäckigen Fällen nach den Mahlzeiten beträufeln der Mundschleimhaut dreimal täglich mit antimykotischer Lösung (Nystatin, Infektosoor z. B.), vor den nächsten Mahlzeiten dann wiederum auswischen. Wer Nystatinlösung als alleiniges Mittel anwendet und nicht auch den Mund auswischen lässt, braucht in der Regel erheblich länger bis sich der Heilerfolg einstellt.

 

Scharlachangina/Scharlach

 

Man kann gar nicht oft genug betonen, wie wichtig es ist, die Unterschiede zwischen den verschiedenen Erkrankungen durch A-Streptokokken zu beachten. Eine Scharlachangina ist eine meist lokale Infektion. Im Gegensatz dazu ist der Scharlach eine Allgemeinerkrankung (Fieber, Exanthem, Schmerzen) und bedarf besonderer Aufmerksamkeit. Es gibt alle Übergänge von symptomlosem Patienten mit positivem Strep A Test zu Angina scarlatina und schließlich schweren Scharlachverläufen. In all diesen Fällen kann der Rachenabstrich positiv sein, die therapeutischen Konsequenzen aber unterscheiden sich deutlich. Während eine leichte A-Streptokokken – Angina keiner antibiotischen Therapie bedarf, kann beim richtigen Scharlach mit Ausschlag, Fieber und schweren Halsschmerzen eine Antibiose nötig, manchmal auch alternativlos sein. 

 

Die Angina scarlatina zeigt sich in Halsschmerzen und einem mehr oder weniger geröteten Rachenring. Oft tritt lediglich ein Halskratzen auf. Es kommen aber auch schmerzhafte Verläufe vor. Der Rachen kann flammend feuerrot bis düsterrot  werden, die Röte auf den harten Gaumen übergehen, die Zunge „himbeerfarben“, die regionalen Lymphknoten anschwellen. Die Schwellung kann so hartnäckig und schmerzhaft sein, dass eine antibiotische Therapie nicht zu umgehen ist. Bei kleineren, 1-2 cm dicken Lymphknoten wird man abwarten, bei solchen die 4 – 5 cm groß werden, wird die Zurückhaltung schwerer. Immer aber sollte man den Verlauf abwarten, denn die Angina scarlatina heilt fast immer ohne Folgen aus. Als Regel sollte gelten: Wenn der Patient nicht primär sehr krank ist, sollte drei Tage abgewartet werden. Sollte dann keine Besserung oder gar eine Verschlechterung des Krankheitsbildes eingetreten sein, sollte über eine Antibiose nachgedacht werden. 

 

Die gefürchteten Scharlachkomplikationen treten heute weder bei der regionalen Angina, noch bei der allgemein gefürchteten Scharlacherkrankung kaum mehr auf. Belastbare Daten zur jährlichen Inzidenz dieser Komplikationen finden sich im Netz nicht.  Die Komplikationen sind mitnichten Folge der Krankheitsschwere, sondern der Immunreaktion auf A-Streptokokken. Sie können also auch bei oder nach einer symptomlosen Scharlachbesiedlung auftreten. Es ist daher sehr fragwürdig, nachgewiesene Scharlacherreger antibiotisch zu behandeln. Was man damit sicher erreicht, das sind Antibiotikaresistenzen. Was aber nicht, das ist die Verhinderung von Streptokokken-Komplikationen (Glomerulonephrits oder – noch seltener – Karditis) oder gar eine schnellere Heilung. 

 

Immunität: Eine sichere Immunität auf Scharlach ist nicht gegeben, eine leichte Verbesserung der Abwehr aber lässt sich im klinischen Alltag sehr wohl beobachten.  Leicht Erkrankte, aber auch Rekonvaleszenten können die Keime weitergeben und Gesunde ein zweites Mal oder mehrfach erneut mit Scharlach anstecken. Problematisch wird dieses Phänomen bei Ausbruch in Gemeinschaftseinrichtungen. Aber auch dort sollte man sich antibiotisch zurückhalten. Eine Durchbehandlung aller mit Streptokokken infizierten Kinder zeigt meist nicht das gewünschte Ergebnis.

 

Therapie: in der Regel nicht erforderlich. Bei Verdacht auf Streptokokkeninfektion je nach Symptomausprägung Nachuntersuchung nach drei Tagen. Ggf. Schmerzmittel und rein pflegerische Maßnahmen. Auch Fieber sollte rein pflegerisch und nicht mit Antipyretika behandelt werden. Wiedereingliederung in Schule und Kindergarten, wenn die Symptome abgeklungen sind und nicht erst, wenn die Abstriche negativ sind. Bei schweren oder für das Kind quälenden Verläufen hilft Penicillin oral, 7-10 Tagen lang. Bei Penicillinallergie Cephalosporin oral 5 Tage lang. 

 

Ich beziehe mich in bezüglich der wissenschaftlichen Begründung für das oben vorgeschlagene Vorgehen auf die schottischen Leitlinien zur Behandlung von Halsschmerzen.

https://www.albert.uk.com/fileadmin/user_upload/Uploaded_files/tmp/david_albert/david_albert_doc/sign117.pdf (Absatz 6)

Die deutsche Leitlinie ist hinsichtlich ihrer Empfehlungen nicht so eindeutig wie die schottische. 

 

Herpangina

 

Der Beginn und Verlauf der Erkrankung sind in aller Regel harmlos. Es kommt zu schmerzhaften, hoch roten kleinen Bläschen auf den Gaumenbögen, der Uvula, weniger den Tonsillen und dem Gaumen selbst. Nicht mit Scharlachangina (flächige Rötung), Stomatitis aphtosa (Mundraum, Lippen und Zunge betroffen, nicht selten Fieber und Krankheitsgefühl) oder Soor (flächig, kaum Schmerzen) oder Pfeifferschem Drüsenfieber (Fieber, Bauchschmerzen, Lymphknoten) verwechseln.

 

Der Erreger ist ein Coxsakie – A – Virus

 

Therapie: Schmerzen ggf. symptomatisch behandeln, Fieber rein pflegerisch, also warme Fußbäder, vermehrt Flüssigkeit.

 

Pfeiffersches Drüsenfieber (Mononukleose)

 

Häufig als bakterielle Angina und falsch behandelt sollte man die mögliche Diagnose einer Monunukleose ernst nehmen und sie nicht übersehen. 

 

Die Krankheit beginnt mit Schmerzen im Rachen. Oft bleibt es dabei. Der Rachenring rötet sich, auf den Tonsillen erscheinen Beläge, die oft als „eitrig“ fehlinterpretiert werden und Anlass zur antibiotischen Behandlung geben.  Die Beläge sind weißlich und dicht. Verbreitet kommen anguläre Lymphknoten vor, später Fieber, eine allgemeine Lymphadenitis, eine Milz – und Leberschwellung. Wer ein Blutbild und Leberwerte bestimmt hat, wird eine Transaminasenerhöhung feststellen und im Blutbild eine Leukocytose feststellen, eine Lympho-Mono-cytose bei relativer Granulopenie.

 

Die Therapie erfolgt symptomatisch. Sollte fälschlicherweise eine Antibiose mit Amoxicillin erfolgt sein, erscheint häufig ein Amoxicillin-Ausschlag, eine sog. Pseudoallergie.

 

Die Immunität währt lebenslang, das Virus aber persistiert im Körper und unterhält dort unter normalen Umständen die Abwehr. Eine Viruselimination ist weder sinnvoll noch notwendig.

 

Fieber, Management und Differentialdiagnostik

 

Von Fieber sprechen wir in der Regel erst, wenn die Körpertemperatur über 38° steigt. Das tut sie beim Kind rasch.

 

Als erstes wird geklärt: ist das Kind schwer krank? Trinkt und isst es? Ist es klar bei Bewußtsein? Dann:  Hat das Kind erkennbare Begleitsymptome? Schnupfen? Husten? Schmerzen? Bei Fieber mit Begleitsymptomen leiten diese zur Diagnose. Bei Fieber ohne erkennbare Begleitsymptome wird man sich schwertun, rein telefonisch zu beraten. Wenn das Kind schwer leidet, lieber selbst ansehen. Wie lange dauert die Erkrankung schon? Wie ist der Verlauf? Bei Fieber mit Husten ist ein zweigipfliger Verlauf Hinweis auf eine Pneumonie, oder eine andere Komplikation eines zunächst banalen Infektes. Der erste Fiebergipfel repräsentiert den vorangegangen Virusinfekt, der zweite die Komplikation.  

 

Bei Fieber ohne erkennbare Begleitsymptome immer:

 

- Urinbefund ansehen

- Ein Kind mit Fieber und Urinbefund hat eine Pyelonephritis. Eine Zystitis macht kein Fieber.  

und

- Das Kind laufen lassen (rsp. bei Säuglingen Gelenkstatus erheben).

- Ein Kind, welches fiebert und humpelt hat - bis zum Beweis des Gegenteils - eine Osteomyelitis.

 

Es ist nicht generell sinnvoll antipyretisch zu behandeln. Besser ist es, auf Fieber pflegerisch zu reagieren: Hände und Füße kalt: Dann warme Flüssigkeiten anbieten und warme Fußbäder einsetzen. Letztere führen zu einer besseren Verteilung der Wärme im Körper und damit zum Absinken der Körpertemperatur. Nur warme Haut gibt Kalorien ab. Wenn der Patient zittert ist er zentralisiert. Haut und die Extremitäten sind kalt. Die Körpertemperatur steigt durch Kältezittern.  Wer aber schwitzt, ist im Begriff die Temperatur zu senken. Dann eher Kleidung reduzieren. 

 

Bei steigendem Fieber nützen die allfälligen Zäpfchen und Säftchen nicht, beim sinkendem sind sie im besten Fall überflüssig. 

 

Der CRP-Wert ist ein unsicherer Parameter. Zu Beginn einer akuten schweren Infektion ist er oft noch negativ oder niedrig. Er schließt also eine Pneumonie, eine Pyelonephritis, eine Sinusitis, eine Otitis media, eine Osteomyelitis, eine Meningitis etc. nicht sicher genug aus. Physikalische Therapien bei fieberhaften Infekten sind unter „Infekte der oberen Luftwege“ ausführlich dargestellt.

 

 

 

 

Alphabetische Darstellung der häufigsten und wichtigsten kleinen Fragen

 

Im Folgenden stelle ich die in der Praxis wichtigsten und häufigsten Krankheits- und Störungsbilder vor, deren kurze Beschreibung und Basistherapie. All dies erfolgt unter der Voraussetzung, dass dir die Krankheitsbilder, zumindest akademisch bekannt sind hinsichtlich Diagnose, Differentialdiagnose, diagnostischer Absicherung und Therapie. Auch sollte immer bedacht werden, dass komplizierte Verläufe einer differenzierten Beobachtung und ggf. Therapie bedürfen. Also sichere deine Diagnose ab, indem du Eltern bittest, das Kind umgehend wieder vorzustellen, wenn sich das Krankheitsbild verschlechtert oder sich in eine andere Richtung entwickelt, als du es erwartest. In den allermeisten Fällen aber wirst du feststellen, dass du allein mit der Basistherapie vollständig ausreichend kurativ wirken kannst. 

 

Abszesse

 

Kleine und auch größere Abszesse kommen häufig zur Beobachtung. Manchmal rezidivieren sie im Sinne einer Abszesskrankheit. Lokal erfolgt die Therapie mit Salben, die die Haut aufweichen und ein Austreten des Eiters beschleunigen. Z. B. Ilon Abszess – Salbe. Vertretbar aber ist auch eine reine Fettcreme, z. B. Bepanthen.

Eine systemische Antibiose ist nur dann erforderlich, wenn die lokale Therapie versagt oder der Verlauf (rezidivierende Abszesse) es nahelegt. Große Abszesse müssen chirurgisch versorgt werden. Danach ggf. systemische Antibiose. 

 

Akne vulgaris

 

Akne kann für die betroffenen Patienten über Monate und Jahre eine erhebliche Belastung sein. Deshalb ist es lohnend, sich mit einigen Fragen dazu zu beschäftigen. 

 

Die Basistherapie der Akne besteht in Hygiene, Antisepsis und Keratolyse. 

 

Hygiene: Finger von der Haut lassen! Wenn es juckt, nimm ein sauberes Tuch (z. B. Tempotaschentuch), um den Juckreiz zu reduzieren, in keinem Fall die Finger.

Wasch die Haut mit einer Neutralseife oder einer Waschcreme zweimal täglich.

 

Antiseptisch wirkt Benzoyl-Peroxid 5% ig (BPO 5) morgens, dünn auf die trockene Haut auftragen und zwar flächig: Pickel auf dem Kinn: ganzes Kinn, auf der Stirn: ganze Stirn, auf der Nase: ganze Nase. Benzoyl-Peroxid entfärbt, die Haut, die Haare, die Wäsche, die Handtücher. Diese Nebenwirkung ist harmlos.

Wenn die Haut unter der Creme zu sehr spannt, kann sie mit einer neutralen Tagescreme oder einem kosmetischen „Serum“ vorbehandelt werden. Die Behandlung wird fortgesetzt, bis die Pickel für mehrere Monate nicht mehr auftreten. Nach der abendlichen Reinigung ebenfalls ein Serum oder eine gute Gesichtscreme benutzen.

 

Keratolyse: Sollte BPO nicht ausreichend wirken, wird abends zusätzlich Vitamin A- Salbe (VAS) verwendet. Die Haut darunter wird weich und die Pusteln können sich leichter öffnen. Manchmal aber reicht es aus, für die Nacht eine Zinkpaste (Mirfulan) auf die befallenen Regionen aufzubringen.

 

Die Basistherapie sollte durchgeführt werden, bis die Haut über mindestens 6 Wochen erscheinungsfrei ist. Komplikationen bedürfen einer speziellen Expertise im Umgang mit Doxicyclin und oraler Vitamin A- Therapie.

 

 

 

Asthma bronchiale

 

Die Diagnose eines Asthma - Bronchiale wird man schwerlich übersehen, jedenfalls nicht die schwereren Formen. Über Diagnostik, Differentialdiagnosen, Differentialtherapie, Pathophysiologie, etc. ist hier nicht zu reden. Wichtig an dieser Stelle ist der tägliche Umgang mit dem kleinen Patienten. 

 

Die Therapie der Wahl bei mittelschwerem und schwerem Asthma ist die Inhalation. Mit dem Verschreiben des richtigen Medikamentes aber ist noch kein Asthmapatient gesund oder beschwerdefrei geworden. Wichtig ist die Medikationsdisziplin des Patienten, also vonseiten des Arztes die Motivation dazu. Eine gründliche Asthmaschulung ist der Schlüssel zur Compliance.  Ein sehr wesentlicher Teil der Schulung bezieht sich ausschließlich auf die Inhalationstechnik.

 

Wenn der Patient den Inhalator zwischen die Lippen klemmt und in neutraler Position aus dem Inhalator einatmet, kann das Spray seine Wirkung nicht entfalten. Das Medikament soll ja nicht an den Zähnen abprallen oder an Gaumen und Zunge kleben bleiben, sondern möglichst tief bronchial landen: 

 

Zeig deinen Patienten folgendes: Atme zunächst außerhalb des Inhalators tief aus. Positioniere sodann den Inhalator zwischen den Schneidezähnen, strecke die Halswirbelsäule, damit ein gerader Sprühstoß durch den Mundraum in die Bronchien gelangt. Atme durch das Gerät tief ein und halte die Luft an. Nimm eine neutrale Haltung ein, zähle bis 8 und atme wieder aus.  

 

Ähnlich, wie ein Diabetiker ein Blutzuckertagebuch führt, sollen auch Patienten mit Asthma ein Tagesprotokoll führen, ein sogenanntes Peakflow-Protokoll. Aus den Aufzeichnungen kann der Patient seinen Verlauf ersehen, Erfolg oder Misserfolg der verordneten Therapie dokumentieren. Der Arzt wiederum kann seine therapeutischen Schlüsse daraus ziehen. Ohne Protokoll ist eine Therapie des Asthma bronchiale nicht steuerbar. 

 

 

 

 

Bauchschmerzen

 

Im Grunde sind es immer fünf Differentialdiagnosen, die wir im Kopf haben, wenn wir ein Kind mit Bauchschmerzen untersuchen: Bauchschmerzen als Begleiterscheinung von mehr oder weniger harmlosen Infekten und Magen-Darm-Infektionen sind das häufigste. Obstipationen sind ebenfalls nicht selten, besonders in dem Alter, wenn Kleinkinder sich anschicken die Windel abzulegen, rsp. wenn die Eltern diesbezüglich langsam die Geduld verlieren. Dann – sehr viel seltener – könnte (auch beim Säugling) eine Appendizitis vorliegen. Wenn du keinen eindeutig für Appendizitis typischen Befund erheben kannst, solltest du lieber einmal zu viel als einmal zu wenig rektal untersuchen: Bestreiche den behandschuhten Mittelfinger mit einer Fettcreme (z. B. Bepanthen) und führe ihn unter beruhigenden Beteuerungen vorsichtig und langsam ins rectum. Fühle besonders nach rechts. Versuch die Blinddarmregion von vorn mit der einen Hand und von rektal mit der anderen gleichzeitig zwischen die Finger zu bekommen. Ein positiver Befund bei diesem Manöver ist sehr aussagefähig. 

 

Gern übersehen werden, wenn die Schmerzen über Wochen und Monaten anhalten und offenbar keine Einbildung sind (das Kind wird immer weniger, es ist blass und schlecht gelaunt) eine Morbus Crohn und eine Zöliakie! Der Crohn kann schon sehr früh beginnen, in der Regel aber kommt er erst im Schulkindalter vor. Deshalb muss beim Kind bei lang anhaltenden Beschwerden immer Gewicht und Größe und deren Verlauf protokolliert werden. Die Zöliakie findet sich eher beim Kleinkind. Bei beiden Erkrankungen ist der Hb häufig niedrig, beim Crohn sind die BKS  und der CRP fast immer deutlich erhöht. Frage also: Wie lange dauern die Schmerzen schon? Hat das Kind abgenommen? Ist es blasser als früher?

 

Irgendwie ist der Bauch ja immer auch der Sitz von psychosomatischen Beschwerden. 

Hat ein Kind erst einmal herausgefunden, dass es mit Bauchschmerzen seine Eltern beeindrucken kann, wird es sie immer häufiger auch einsetzen um Aufmerksamkeit zu erregen. Dies Phänomen ist häufig, sollte aber nicht zu Sorglosigkeit in der Differentialdiagnostik führen. Weder dem Kind noch den Eltern sind diese Mechanismen bewusst. So etwas passiert einfach.  

 

Sind mit den Bauchschmerzen Fehlzeiten in der Schule verbunden, sollte man auch an die Diagnose einer Depression denken. 

 

Und, not least: in der kinderosteopathischen Sprechstunde finden sich manchmal Schmerzpunkte in der Ileopsoasregion, deren Beseitigung nicht selten kurativ wirkt.

 

Brustschmerzen

 

Unter unseren Patienten waren es fast ausschließlich körperlich aktive Jugendliche, die mit Brustbeschwerden zur Konsultation kamen. Nach Ausschluss von Rippenfrakturen und Herz- rsp. Lungenerkrankungen bleibt man normalerweise etwas ratlos zurück. Man denkt z. B. an Interkostalneuralgie: die Schmerzen laufen entlang eines oder mehrerer Zwischenrippenräume. Offen gestanden haben wir diese Diagnose praktisch nie zweifelsfrei gestellt. 

Mit genauerer Kenntnis der Rippenmechanik aber trat differentialdiagnostisch eine einfach zu behandelnde Dysfunktion eines oder mehrerer Costotransversalgelenke in den Vordergrund unserer Überlegungen. 

 

Diagnose: Schmerzpunkte im Bereich des lateralen Sternums, meist einseitig und eine oder mehrere Etagen erfassend. Der schmerzhafteste Punkt sollte nach lateral und dann nach dorsal entlang der Rippen bis dorthin abgetastet werden, wo die Rippe an den Querfortsatz anheftet. Meist Th4/Th5. Dort wird man ebenfalls einen Schmerzpunkt finden, meist heftiger irritiert, als der ventrale. 

 

Die Therapie ist eine einfache manuelle Reposition des oder der betroffenen Costo-transversalgelenke im Kreuzgriff. Die Therapierfolge sind meist genauso beglückend, wie die bei der Chassaignac-Luxationen. 

 

 

Chassaignac-Luxation

 

Die Luxation des Radiusköpfchens ist fast immer die Folge eines hefigen Rucks am Unterarm. Sie kann beim Spielen passieren, aber auch, wenn das Kind an einem Arm ruckartig hochgehoben wird. Die Verletzung betrifft meist Kleinkinder, die vor nicht langer Zeit das Laufen gelernt haben. 

 

Diagnose: Nicht umsonst heißt diese Luxation auch „pronatio dolorosa“. Das Ärmchen wirkt wie gelähmt. Es hängt bewegungsarm adduziert und innenrotiert nah am Körper.

 

Therapie: Kind sitzt, wenn möglich, auf dem Schoß der Begleitperson. 

Ausgangsposition: Ellenbogen in 90 ° Flexion und Pronation (Schonhaltung). 

Eine Hand  des Therapeuten hält den proximalen Unterarm des Kindes und übt mit dem Daumen von oben (auf der Beugeseite) Druck auf den Radiuskopf aus. Der Radiuskopf liegt lateral. Du spürst die Drehbewegung des Radiusköpfchens mit dem Zeigefinger auf der Streckseite, wo es direkt unter der Haut liegt.  Die andere Hand des Arztes umfasst die Hand/den Unterarm des Kindes. 

Unter weichem Zug an der Hand (der Ellenbogen bleibt zunächst gebeugt) Supinationsdrehung des Unterarms und anschließende Extension des Ellenbogengelenks.

Zum Schluss Flexion im Ellenbogengelenk, Supination des Unterarmes und an der Supinationsbarriere kurzer Impuls gegen die Barriere. Anschließend lass das Kind im Wartezimmer noch ein paar Minuten spielen und untersuche dann nach.

 

Diabetes mellitus

 

An Diabetes muss man denken, so lautet eine alte Weisheit. Neben dem Befund, dass der Patient offensichtlich krank ist, erschließt sich zunächst nicht sofort, von wo der schlechte Allgemeinzustand des Patienten ausgeht. Wer also klinisch erst einmal nicht so genau weiß, wohin die spezielle Diagnostik laufen soll, der sollte zunächst nach Glucose im Urin fahnden. Fast immer wird der Befund negativ sein. Aber durchschnittlich ca. 2-Mal im Jahr findet sich ein positiver Befund. Für diesen seltenen Fall hat sich aller Aufwand gelohnt. Ein Lob der Routine! 

 

Bei der Erstmanifestation eines Typ I Diabetes sollte in der Regel eine rasche Klinikeinweisung erfolgen. 

 

 

 

 

Durchfall und Erbrechen

 

In der Klinik haben wir alle gelernt, dass Durchfall und Erbrechen für Säuglinge verheerende Wirkungen haben können. Wenn dann noch Fieber hinzukommt, kann es schnell zum gefährlichen Flüssigkeitsverlust in allen Geweben kommen, zum Koma und schließlich auch zum Tode durch die

sogenannte Toxikose.

Im täglichen Geschäft der Kinderpraxis aber kommt ein solcher Verlauf nur selten vor. Obwohl: bereits in der Anmeldesituation muss unbedingte Routine sein, dass die Mitarbeiterin am Empfang einen kurzen Blick auf das Kind wirft: ist es gefährlich krank? Schaut es wach und aufmerksam? Schläft es, weil es halt schläft oder ist es bereits im Coma? Atmet es ruhig? Ist die Gesichtsfarbe rosig? Oder ist sie blass-grau oder gar bläulich?

 

Trotzdem, der gefährliche Verlauf einer Gastroenteritis mit Exsikkose ist im Alltag selten. Weder führen isoliertes Erbrechen, noch isolierter Durchfall ohne zusätzliches Fieber zu dem gefürchteten Verlauf. Man kann, nach Abfrage also in fast jedem Fall zum Abwarten und Beobachten raten. Auch Diäten sind bei isoliertem Durchfall oder isoliertem Erbrechen eine Übertherapie. Elektrolytlösungen sind in diesen Fällen überflüssig. Die gewohnte Kost kann weiter angeboten werden. Ggf. kann eine Mahlzeit ausfallen und durch Tee oder warmes Wasser ersetzt werden. Ein Kind mit Erbrechen hat ja zunächst sowieso keinen Appetit.

 

Anders muss man sich verhalten, wenn das kombinierte Bild vorliegt, also Durchfall plus Erbrechen und ggf. zusätzlich Fieber. Hier sind engmaschige Kontrollen nötig und ggf. die Gabe von Heilnahrungen, Elektrolytlösungen, Karottensuppen, etc. Obwohl Durchfall und Erbrechen sehr häufig vorkommen, mussten wir nur in seltenen Fällen zu wirklich therapeutischen Maßnahmen raten oder gar einweisen. 

 

Enuresis nocturna und andere Formen des Einnässens

 

Kleinkinder sind in der Regel mit 2 – 3 Jahren trocken. Von einer behandlungsbedürftigen Enuresis aber sprechen wir erst, wenn der 5. Geburtstag überschritten ist. Zwischen dem 4. und dem 6. Lebensjahr werden jedes Jahr weitere 90% der verbleibenden Einnässer spontan noch trocken. 

Wer sich auf die Therapie dieser Kinder einlässt, der sei auf die Fachliteratur verwiesen. 

 

Zu beachten aber ist, dass es neben den nächtlichen Einnässern auch solche gibt, die tagsüber nicht trocken werden. Hier unterscheiden wir zwischen denen, die eine hyperaktive Blase haben, also bei relativ leerer Blase häufig auf die Toilette müssen und solchen, die die Miktion aufschieben, weil das Leben so spannend ist und man nichts versäumen möchte. 

Die Diagnose erfolgt anamnestisch. Außerdem sollte das Genitale angesehen werden und eine Ultraschalluntersuchung der Blase vor und nach der Miktion erfolgen. Beurteilt werden ein möglicher Restharn und die Blasenwand (Muskulatur hypertroph, Hinweis auf Infektion, Reflux?)

 

 

Epilepsie, eine systematische Herangehensweise

 

Die Frage, ob ein Anfallsleiden vorliegt oder nicht, obliegt dem Kinderarzt durchaus. Wenn ein solches neuropädiatrisch sauber diagnostiziert ist, gehört die Therapie in fachlich versierte Hände. Einige wichtige Hinweise zur Diagnose aber seien trotzdem erlaubt. 

 

Zerebrale Krampanfälle müssen abgegrenzt werden von Psychogenen Anfällen, Ticstörungen, Migräne und Selbststimulation (siehe dort).

 

Typisch für zerebral ausgelöste Bewegungen sind ihr systemübergreifender Charakter. Sie treten in jeder Lebenssituation, nicht nur im Sitzen oder Liegen, nicht nur in der Schule oder nur zu Hause, nicht nur bei bestimmten Tätigkeiten und nicht nur in beobachteten Situationen auf. Von dieser Regel gibt es zwei Ausnahmen: die Reflexepilepsie: Auslösung eines Anfalls durch Knall, Krach, Schmerz. Und die fotosensible Epilepsie, die durch Flimmerlicht ausgelöst wird. Beide Formen sind sehr selten. 

 

Selbst epilepsietypische Graphoelemente im EEG sind kein Beweis für das Bestehen einer Epilepsie. Auffällige EEGs sind bei ca. 5% aller Menschen zu sehen und nur 5% dieser Menschen haben schließlich eine Epilepsie. 

 

Nebenbefunde, die den diagnostischen Blick auf eine zerebrale Krankheit lenken sind: neurologische Besonderheiten, z. B. cerebrale Krankheiten und Anamnesen (Meningitis, Enzephalitis, Insult), Frühgeburtlichkeit, eine Entwicklungsstörung, Paresen, Unfälle und sowie ein gestörter Schwangerschafts- oder Geburtsverlauf. Phakomatosen, z. B. Morbus Pringel und Sturge-Weber-Syndrom gehören auch in diese Sammlung. 

 

Psychogene Anfälle: es ist unmöglich zu beschreiben, welch bunte Formen es hier gibt. Diagnose oder Ausschluss sind stationären Beobachtungen vorbehalten. Und selbst dort gelingt die Diagnose manchmal nicht.

 

In die Hände des Kinderarztes also gehören: Anamnese, ausführliche Anfallsbeschreibung, klinische und neurologische Untersuchung, Untersuchung der Haut. 

 

 

Ernährungsfragen

 

In der Praxis werden zahlreiche Fragen zur Ernährung gestellt, aber keine so häufig wie die nach der Beikost. Nur darauf soll deshalb hier eingegangen werden. 

 

Die beste Ernährung für den jungen Säugling ist die Muttermilch. Neben vielen Vorteilen hat sie den Vorzug, äußerst schlackenarm zu sein. Deshalb sind Muttermilchstühle im Gegensatz zu denen bei künstlich ernährten Kindern in der Regel weich bis flüssig und enthalten außer Resten von Darmepithel nur Wasser und wenig Schlacke aus der Muttermilch. Sollten Sie beim jungen gesunden Säugling mit der Frage von „Blut im Stuhl“ konfrontiert werden, so wird das „Blut“ in der Regel nur ein Schleimhautrest im Stuhl sein, leicht rötlich tingiert. In diesem Fall ist keine weitere Abklärung erforderlich. 

 

Ab Geburt: Die reine Brustfütterung dauert in der Regel 4 bis 6 Monate. Bei künstlicher Ernährung gehen wir in der Regel von 3-5 Monaten aus. Dann kommt die „Beikostzeit“. Sie dauert bis zum ersten Geburtstag. All die folgenden Regeln sind keine Dogmen sondern ein Rahmen, von dem in Einzelfall mit Recht oft abgewichen wird. Mit dem ersten Geburtstag aber sollte die Beikost voll aufgebaut sein.

 

4. bis 6. Monat: Die erste Beikostmahlzeit ist in der Regel die Mittagsmahlzeit. Es wird ein Brei gereicht: zunächst pürierte Karotten mit etwas Butter, ab dem 2. Beikostmonat gemischt mit Kartoffeln im Verhältnis 1 zu 1. Wenn das Kind zunächst keine volle Mahlzeit nimmt, was die Regel ist wird nachgestillt, rsp. ein Fläschchen nachgefüttert. Es kann bei sehr hungrigen Kindern auch sinnvoll sein, zunächst die Milch zu geben und erst dann die ersten Löffelchen anzubieten. Täglich nimmt das Baby etwas mehr von dem Brei und weniger von der Milch, bis es schließlich, nach 1-2 Monaten die ganze angebotene Mahlzeit verzehrt. Also keine Eile, die Eltern haben 2 Monate Zeit bis die 1. Milchmahlzeit durch die 1. Breimahlzeit ersetzt ist. Ab Monat 6 wird die Mittagsmahlzeit in der Regel mit Fleisch in bekömmlicher Form angereichert. Gerne werden kleine Würstchen oder Hackbällchen genommen. 

 

6. bis 8. Monat: Jetzt kommt die zweite Beikostmahlzeit. Das Baby hat schon Übung im Löffeln, also wird es mit dem Kostaufbau schneller gehen.  Der Klassiker ist Griesbrei oder andere Getreidesorten abends. Er sollte mit gekochtem Obst vermischt sein. Ob ein bisschen Zucker dazu verwandt wird, ist Geschmackssache. Ein Dogma sollte man aus der zuckerfreien Ernährung aber nicht machen. Einen Monat haben die Eltern Zeit bis zum nächsten Schritt.

 

7. bis 9. Monat: Jetzt ist die Zeit für die Nachmittagsmahlzeit: Fruchtmus. Der Klassiker hier ist die zerdrückte Banane. Aber auch gekochte Äpfel, Birnen, Kiwi, Maracuja, etc. sind eine willkommene Abwechslung. Viele Mütter mischen Cerealien, z. B. Schmelzflocken darunter. Auch Joghurt kann man schon verwenden. Auch für den Aufbau der 3. Beikostmahlzeit haben die Eltern einen Monat Zeit. Erst dann erfolgt der nächste Schritt.  

 

8. bis 10 Monat: Jetzt wird die letzte Milchmahlzeit, die morgendliche nämlich, durch Kuhmilch ersetzt, etwas warm gemacht und in den ersten Tagen mit einem Schuss warmem Wasser versetzt. Jetzt sitzen die meisten Kinder schon im Hochstuhl und können mit den neu erworbenen Milchzähnen (Daumenregel: ab dem 6. Lebensmonat kommt jeden Monat ein neuer Zahn) ein trockenes Brötchen genießen und andere leckere Sachen, wenn sie nicht zu arg krümeln. Verboten sind Erdnüsse, denn die landen häufig als Aspirat in den Atemwegen. Die Beikostzeit läuft bis zum 1. Geburtstag (Zahnalter 6-8 Schneidezähne).  

 

Nach dem ersten Geburtstag beginnt die Kleinkindkost. Sie besteht aus allem, was wir als Erwachsene essen, nur klein gemacht, nicht zu arg gewürzt und schön weich. 

 

Für all die genannten Nahrungskomponenten gibt es fertige Gläschen. Sie sind genauso gesund, nur teurer. Vorteile vor selbst verarbeiteten Nahrungsmitteln haben sie nicht. Hinsichtlich der Spezialnahrungen und der Indikationen hierfür verweise ich auf die entsprechende Literatur. 

 

 

 

Flohbisse 

 

Flöhe verschwinden aus einem normalen Haushalt von allein, weil sie in der Regel lieber an Tiere gehen als an Menschen. Sehr typisch für Flohbisse ist, dass sie meist Gruppen von 3 Papeln oder mehr bilden, weil Flöhe mehrfach beißen und über die Haut krabbeln um die beste Stelle zu finden. Wenn Haustiere vorhanden sind, sollten diese allerdings entfloht werden. Hilfreich kann bei Haushalten, in denen sich keine Tiere befinden, der Hund oder die Katze des Nachbarn ein paar Stunden in der Wohnung herumstreunen. Solche Tiere wirken sozusagen als Flohstaubsauger. 

 

 

Gelenkerkrankungen

 

Akuter Notfall: Osteomyelitis rsp. eitrige Arthritis.

 

Merke: wenn ein Kleinkind in die Praxis kommt, das Fieber hat und humpelt, dann hat es bis zum Beweis des Gegenteils eine Osteomyelitis/eitrige Arthritis und gehört per Notfalltransport in die Klinik.

 

Diagnostik in der Praxis: Gelenkstatus, besonders Hüften. Derweil kann bereits der Notarztwagen angefordert werden. Weitere Diagnostik dann in der Klinik.

 

Die häufigste Gelenkerkrankung im Kleinkindalter: Coxitis fugax, vulgo Hüftschnupfen. Hinkendes Kind ohne Fieber.  Diagnostik: Gelenkstatus, ggf. Tastbefund (Erguss im Hüftgelenk), Sonografie.  

 

Cave: eine Coxitis fugax jenseits der Kleinkindperiode ist sehr selten. Beim Schulkind also eher an eine eitrige Coxitis denken, rsp. eine solche sicher ausschließen: BKS, CRP, Sono (Echoreflexe im Erguss), MRT (Knochenkaries).

 

Selten aber wichtig Morbus Perthes: Kleinkind mit Schmerzen in einem Bein, oft auf das Knie projiziert. Kein Fieber. Kommt in der Praxis ca. einmal in 5 Jahren vor.

 

Diagnostik: Gelenkstatus, Sonografie, Nativröntgen

In der Regel zunächst einmal einweisen rsp. rasch zu einem engagierten Kinderorthopäden überweisen.

 

Auch selten und wichtig: Epiphysiolysis capitis femoris: vor allem in Schulalter und Pubertät, meist übergewichtige Kinder. Weiterbehandeln in der Regel beim Kinderorthopäden.

 

Rheumatische Erkrankungen: Betroffen sind meist mehrere Gelenke, oft weibliche Kleinkinder. Neben einem sorgfältigen Gelenkstatus (große und kleine Gelenke) dienen Laboruntersuchungen der Absicherung der Diagnose. BKS, CRP, Rheumafaktoren, AST, ANA, gr. BB, Leber- und Nierenwerte, Titeruntersuchungen auf diverse Infektionen (EBV, Yersinien, Salmonellen). Mittelfristig werden diese Patienten in Rheumazentren betreut. Beginnen aber kann man in der Praxis mit nichtsteroidalen Antirheumatika. Z.B. Ibuprofen 10 -12 mg/kg, ferner physikalische- (Wärme, Kälte) und Mobilisationstherapie durch Physiotherapeuten.

 

 

 

 

 

 

 

Haltungsschäden

 

Kinder, die sich „schlecht“ halten, werden häufig vorgestellt. 

 

Scheuermannsche Erkrankung:  Wir haben sie eigentlich nie gesehen. In den 50ern und 60ern des vorigen Jahrhunderts soll sie häufig vorgekommen sein. 

 

Skoliose: seitliche Verbiegungen der Wirbelsäule kommen häufig vor. Betroffen oft Mädchen in der Frühpubertät. Diagnose: in Vorbeuge (Rücken, einschließlich HWS aus dem Stand heraus gebeugt) tangential über den Rücken blicken: Ein Rippenbuckel, der sich nicht ausgleichen lässt, ist beweisend. 

 

Bechterew, Sacroilitis: In der Kinderpraxis sehr selten. Diagnose: Schmerzen im Bereich des Ileosakralgelenks, HLAB27 im Blut positiv (Kein Beweis, aber ein starker Hinweis), MRT der Ileosakralgegend.

 

Häufig aber: Hyperlordose im Bereich der LWS plus ausgeprägte Kyphose der BWS und Überstreckung der HWS. Diese Kombination von Symptomen ist häufig genetisch bedingt. Ob wirklich eine Störung vorliegt ist fraglich. Immer aber, wenn Schmerzen hinzukommen, sollte eine Therapie überlegt werden. Auch Begleitsymptome wie ein ständig offener Mund, ein spitzer, hoher Gaumen und Kiefergelenkstörungen können Anlass zur Behandlung einer habituellen Haltungsstörung sein. Aufforderungen an das Kind, sich gerade zu halten sind – das ist verbürgt – völlig unwirksam. Einzig sinnvoll ist eine Intensivierung sportlicher Tätigkeiten. Ein ständig offener Mund kann heilpädagogisch mit mundmotorischen Übungen und physiotherapeutisch mit Haltungstraining z. B. nach Vojta behandelt werden. 

 

 

Hautpflege bei Säuglingen

 

Eine gesunde Säuglingshaut bedarf keiner besonderen Pflege. Die Eltern sollten die Babycremes und -Seifen samt und sonders im Regal lassen. Seit der Einführung der Einmalwindeln erübrigt sich auch das Eincremen des Windelbereiches, weil in ihnen die Feuchtigkeit durch den Nässeschutz rasch abgeführt wird. Der Nässeschutz entsteht durch hydrophile Gelkügelchen, die in das Windelpolster aus Watte eingearbeitet sind. Puder ist gänzlich überflüssig. Ebenso Badezusätze. Wie denn auch das tägliche Baden nicht sinnvoll ist, es sei denn das Kind ist stark verunreinigt. 

 

Der Windelbereich wird mit lauwarmem Wasser und einem frischen Waschlappen gereinigt. Seife ist meist überflüssig und im Zweifel schädlich. Wenn der Windelbereich stark verschmutzt ist, kann eine milde Babyseife  verwendet werden. Auch bei Rötungen sollte man es zunächst bei gründlicher Reinigung und ggf. häufigerem Windelwechsel belassen. Die Windeldermatitis verschwindet unter Zuhilfenahme von Zinkpaste und milder Seife in der Regel rasch. 

 

 

Hinken

 

ist ein vieldeutiges Symptom und sollte als solches immer ernst genommen werden.  Zur Diagnostik siehe àGelenkerkrankungen.

 

Sollte bei der Untersuchung des Gelenkstatus (vor allem Hüften, Knie, Sprunggelenk) keinerlei Bewegungseinschränkung erkennbar sein, kann abgewartet werden. Wir nennen dieses Symptom „akzidentelles Hinken im Kleinkindalter“ und fragen uns, ob in der nahen Umgebung des Kindes jemand hinkt und vom Kind imitiert wird. Jedenfalls erübrigt sich eine weitergehende Diagnostik. Hinken in Verbindung mit Fieber muss abgeklärt werden: z. B. Coxitis, Osteomyelitis

Husten

 

Meist Begleiterscheinung eines banalen Infektes. Also Rhinitis, leicht geröteter Rachen, erhöhte Temperaturen. Allerdings kann man beim Abhören manchmal Überraschungen erleben, z. B. Knisterrasseln, ein seitendifferentes Atemgeräusch, Giemen und Brummen, ein Herzgeräusch. Auch der Bauch gehört abgetastet, und sei der Anlass noch so banal. Eine Leber- rsp. Milzvergrößerung lassen auf ein tieferliegendes Problem schließen, zufällig entdeckte Resistenzen im Bauch auf Krankheiten, die mit dem Vorstellungsgrund eigentlich gar nichts zu tun haben. Ein Wilmstumor, z. B. wird häufig nur per Zufall entdeckt. Husten in Kombination mit  Fieber kann auf ein Pneumonie hinweisen. 

 

Lang dauernder Husten lässt an Pertussis, Asthma bronchiale und Sinusitis denken. 

Typisch für Pertussis: quälender Husten, negativer Auskultationsbefund, Leukocytose 20 – 100 000 pro Microliter und Lymphocytose 60 – 85%.

Typisch für Asthma: Langer Verlauf, eingeschränkte Lungenfunktion, typischer Auskultationsbefund.

Typisch für Sinusitis: Kopfschmerzen, insbesondere bei tiefer Rumpfbeuge, Klopfschmerz über den Sinus maxillares und frontales, Patient meist jenseits des Kleinkindalters.

 

Seltene Ursachen für lang anhaltenden Husten beim Kind: Mucoviszidose, immobile Cilien. 

 

Hyperventilation

 

Im Schulalter kommt es nicht selten zu einer Tetanie durch Hyperventilation. In der Praxis vorgestellt wird dann ein Kind, dass sich unwohl fühlt, vielleicht Kopfweh hat und über Kribbeln in den Fingern klagt, blass ist und aufgeregt atmet. Im Lehrbuch finden sich für diesen Fall heroische Therapien, z. B. Rückatmen in eine Plastiktüte. Abgesehen davon, dass dieses Manöver die Aufregung beim Kind erhöht, ist es fast immer ausreichend, die Mechanismen der Hyperventilation in einfachen Worten zu erklären und eine ruhigere Atmung zu empfehlen. Nach ein paar Minuten geht es dem Patienten deutlich besser und der Kinderarzt:In steht mal wieder sehr gut da. 

 

Impffragen

 

Über das Impfen kann man sich unter Kinderärzten heftig fetzen. Bei Kongressen und Fortbildungen eine provokante These, und schon tobt der Saal. Jeder  und jede meint, den ganz großen Durchblick in diesen Fragen zu haben, wird doch täglich zigfach geimpft, und das aus guten Gründen. 

 

Cave: Keine Lebendimpfung bei Kindern mit erwiesener Immunschwäche und nach Organtransplantation.

 

Ansonsten: Impfungen sind in Deutschland keine Pflicht, auch Impfgegner haben ein Recht auf einen Kinderarzt. Und: es gibt richtig wichtige, weniger wichtige und auch Impfungen, die man gut und gerne unterlassen kann. Jedes Elternpaar sollte sich nach Beratung selbst entscheiden können. Wir Kinderärzte plädieren eindeutig für die Richtlinien der STIKO. Bei Einführung neuer Impfungen war ich persönlich immer sehr zurückhaltend. So bei Pertussis, Hepatitis, Röteln auch bei Jungen und Varicellen, z. B. Nach ein paar Monaten oder Jahren aber haben sich diese Impfungen in der Elternschaft durchgesetzt, so dass sie geradezu eingefordert wurden. Und im Kindergarten wird man ohne eine vollständige STIKO – Impfung zur Zeit gar nicht mehr aufgenommen. Also kann man sich im Grunde den Atem sparen. Nur ganz harte Impfgegner sollten – dokumentiert – beraten und zumindest für ein Minimalprogramm gewonnen werden. 

 

 

 

Insektenstiche

 

Eigentlich ist es mit den harmlosen Insektenstichen ganz einfach: Es kommen häufig vor:

Mückenstiche

Kriebelmücken

Wespen – und Bienenstiche

Flohbisse

Zeckenbisse

Thrombidien

Scabies

Kopfläuse

Sandflöhe, Filzläuse und anderes Getier sind eher selten.

 

Grob einteilen kann man: 

Pickel nur unter der Kleidung: meist Flohbisse, aber auch Zeckenstiche und Krätze.

Pickel nur außerhalb der Kleidung: Stiche von Mücken, Kriebelmücken, Wespen und Bienen.

Pickel sowohl unter als auch außerhalb der Kleidung: Infektionen oder Allergie

Mit dieser Pickelregel kommt man diagnostisch meist sicher zu einer richtigen Einschätzung.

 

Interkostalneuralgie

 

Jungen ab 10 Jahren leiden manchmal an Brustschmerzen. Bei der genauen Untersuchung finden sich die Schmerzen ventral, entlang einer der oberen Rippen (z. B. 4 bis 6). Noch vor nicht langer Zeit haben wir diese Beschwerden als Interkostalneuralgie beurteilt und mit Ibuprofen für eine Woche lang behandelt. Nicht selten erfolgreich. 

 

Fast immer aber ist diese Diagnose falsch. Wer solche Patienten auch von dorsal untersucht, findet einen eindeutigen Schmerzpunkt im Bereich des Costotransversalgelenks 3, 4, 5 oder 6. Der Schmerz strahlt mithin nach ventral aus, kommt aber von dorsal. 

 

Die Behandlung erfolgt manualmedizinisch und ist kein Hexenwerk. Das betreffende Costo-Transversalgelenk wird mit einem kurzen Ruck auseinandergezogen. Der Patient verlässt die Praxis glücklich und schmerzfrei. Das Erlebnis ist fast so schön, wie eine reponierte Chassaignac-Luxation. Die betreffende Impuls-Manipulation ist leicht erlernbar.

 

Konjunktivitis

 

Es gibt mehrere häufige Formen von Konjunktivitis: eine allergische, eine soröse und eine purulente. Konjunktivitis im Rahmen von Begleiterkrankungen kommen ebenfalls vor, ist aber selten. (z.B. die Konjunktivitis bei rheumatischen Erkrankungen, wie z. B. dem Kawasaki-Syndrom. Dazu siehe Lehrbuch. Die Konjunktivitis beim Kawasaki-Syndrom zeigt sich typischerweise mit deutlich erweiterten Konjunktivalgefäßen auf blassem Untergrund. Sie trotzt jeglicher lokalen Behandlung. Außerdem sind Kinder mit Kawasaki – Syndrom meist schwer krank).  Bei Säuglingen ist die Konjunktivitis oft mit verstopften Tränenwegen verbunden. 

 

Die seröse und die purulente Konjunktivitis können zunächst rein physikalisch behandelt werden: 0,9%ige Kochsalzlösung von der Apotheke in ein Fläschchen für Nasentropfen mit Pipette füllen lassen. Diese Tropfen mehrfach (3-6 mal) täglich und reichlich in den inneren Augenwinkel laufen lassen, die Augen mit einem sauberen Tuch auswischen, noch einmal tropfen und mit dem sauberen Zeigefinger die Tropfen in den inneren Augenwinkel massieren. Das spült die Tränen-Nasengänge, weitet sie und führt zum Sekretabfluss. Dieses Regime funktioniert auch bei der Konjunktivitis epidemica, die ganze Kindergartengruppen oder Schulklassen außer Gefecht setzen kann. Innerhalb von 1 bis 2 Tagen tritt eine wesentliche Besserung ein. Eine Konjunktivitis, die diesem Regime standhält, braucht mehr: am besten ein Kombipräparat aus antibiotischen Augentropfen mit einem Kortikoid. 

 

Migräne:

Bekanntlich kann die Migräne bei Kindern anfallsartig kurz und heftig verlaufen, es gibt Auren vor Beginn der Kopfschmerzen, reine Schwindelanfälle bei Kleinkindern, die sich schließlich als Migräne enttarnen (paroxysmale Vertigo des Kleinkindes) sowie flüchtige Paresen und Visusstörungen. Bei der Diagnostik der komplexen Migräne sollte das EEG also nicht fehlen.  Therapie siehe Lehrbuch.

 

 

 

 

 

Mikroskop

 

Moderne Praxen benötigen kein eigenes Labor. Für Urine und Blutzucker gibt es Sticks, auch für Streptokokken gibt es Schnellteste (meiner Meinung nach überflüssig, weil die Anwesenheit von Streptokokken keine Therapieindikation darstellt). Dito für CRP – Bestimmungen. Auch der CRP-Test hilft oft nicht weiter, denn in den Frühphasen bakterieller Infektionen versagt der Test und in den Spätphasen, z. B. einer voll erblühten Mononukleose, kann der CRP-Wert weit über 50 hochschnellen. Also ist die Folge eines hoch positiven CRP – Wertes hier ebenfalls eher eine Fehlentscheidung zur Antibiose, nicht selten wird Ampicillin eingesetzt. Dieses Antibiotikum aber sorgt bei der Mononukleose durch seine Pseudoallergie für zusätzliche Irritationen, aber nicht für die Heilung.

Ein Gerät zur Messung der O2 -Sättigung hilft bei der Diagnostik von Atem-, Kreislauf- und Herzerkrankungen weil der Wert ein Anhaltspunkt für die Schwere der Erkrankung sein kann. 

 

Aber:

 

Ich halte es für einen unschätzbaren Vorteil des Mikroskops, dass es hilft, Verunreinigungen und Entzündungen der Vulva oder Uretra von echten Blasenentzündungen oder Pyelonephritiden zu unterscheiden. Auch kleine Jungens können eine Balanitis oder Uretritis haben, die fälschlicherweise für eine Blasenentzündung gehalten wird. Ein ordentliches Mikroskop, ein Päckchen Objektträger und Deckplättchen, ein paar kleine Pipetten und feine Glasröhrchen zum Ansaugen von Flüssigkeit sowie eine Fuchs-Rosental – Zählkammer leisten dabei gute Dienste. Harnwegsinfekte sind die häufigsten Fragen, bei denen das Mikroskop helfen kann. Aber auch andere Sachen kann man sich ansehen: Oxyureneier, Pilzfäden, Zeckenkörper u.v.a. kann man damit wunderbar vergrößern. 

 

Mückenstiche, Kriebelmücken und Wespenstiche, auch Flohbisse folgen einer einfachen Regel:

Am ersten Tag kaum Beschwerden, bis zum dritten Tag nimmt die Schwellung zu, dann verschwindet sie wieder, auch das dauert in der Regel drei Tage. Gegen den Juckreiz kann man Fenistil oder Ähnliches einsetzen, wenn das nicht ausreicht ein mildes Corticoid als Salbe, z. B. Linola H. Eine  Antibiose ist auch bei erheblicher Schwellung ohne Wirkung selbst dann, wenn sich eine Lymphangitis bildet.  Verbände mit essigsaurer Tonerde Lösung bringen meist rasche Linderung. 

 

Den Stachel von Bienen kann man mit Hilfe einer Pinzette einfach entfernen. 

 

Zeckenbisse findet man meist an warmen Hautstellen, wo unter dünner Haut viel Blut fließt. Zecken folgen ja ihrem Geruchssinn und krabbeln an warme, gern auch ein bisschen müffelige Hautstellen. 

Wenn die Zecke noch in der Haut steckt soll man sie nicht mehr mit Uhu oder Öl ersticken, weil sie bei dieser Behandlung ihre Borrelien vermehrt in die Bissstelle ausspeien. Wir nehmen eine Art kleinen Nagelzieher (Kuhfuß), z. B. von der Firma otom (otom.com). Wenn kleine Teile vom Beißwerkzeug der Zecken in der Bisswunde verbleiben, verhalten sie sich allermeist wie ein kleiner Splitter. Sie werden in den nächsten Wochen von der Haut nach außen befördert. Die gefürchtete Abszessbildung ereignet sich fast nie.  

Bildet sich in den 3 Wochen nach dem Biss eine Wanderröte im Bereich des Bisses (oder auch an anderer Stelle) wird antibiotisch behandelt (Amoxicillin, nach dem 8. Geburtstag gerne auch Doxycyclin). 

 

Thrombidien (Gartenmilben) kommen im Sommer häufig vor. Weil sie in Wiesen nisten und überwintern beißen sie am liebsten im Bereich der Unterschenkel und Fesseln. Daher auch der Name „Gaisacher Beiß“. Man findet ihre Stiche aber auch weiter oben, dann ist die Unterscheidung mit Flohbissen manchmal schwierig. Sie verschwinden, wenn die Patienten sich von Stellen mit Thrombidienbefall fernhalten. 

 

 

Scabies (Krätze)

 

Weil Krätze und Kopfläuse im Zusammenhang mit Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergarten und Schule häufig geworden sind, widmen wir ihnen ein kleines Extrakapitel. 

Die Krätzmilben soll man an kleinen haarfeinen Gängen erkennen, an deren Ende man schwarze Pünktchen sieht. Wir fanden dieses Phänomen eher selten. Häufig aber sieht man ein Hautbild mit einem Gemisch aus Papeln, Kratzspuren und superinfizierten Stellen. 

 

Man behandelt meist mit einer Permethrin rsp.  Pyrethrin-haltigen Lösung, die breitflächig über der Haut verteilt wird und dort mindestens 8 Stunden einwirken soll (z.B. Infektoscab 5%). Außerdem 14 Tage lang peinlichste Hygiene: täglich Kleidung wechseln. Wäsche, Kuscheltiere und Decken, die nicht bei 60° oder mehr gewaschen werden können gehören in einen dichten Plastiksack, wo sie mindestens 3 Tage gut verschlossen verweilen. Die Milben können bei Luftabschluss nicht überleben. Ganze Klassen oder Kindergartengruppen bei Milbenbefall zu schließen ist nicht zielführend. Die ErzieherInnen sollten bei den Eltern allerdings die Erlaubnis einholen, dass sie die Gruppe bei Milben- (und auch bei Läuse-) befall darauf hin untersuchen dürfen. Wo diese Erlaubnis nicht erteilt wird, müssen die Kinder bis zur Sanierung des Gesamthaushaltens zu Hause bleiben. Eine Ärztliche Bescheinigung wäre in diesem Fall hilfreich. 

 

Kopfläuse machen – wie Krätze - oft erheblichen Ärger in Gemeinschaftseinrichtungen. Die Behandlung ist einfach, wenn nicht von der Familie, Freunden oder anderen Gruppen eine „Pingpong“ – Infektion ausgeht. Also gehört bei Lausbefall immer die ganze Familie, und zwar gleichzeitig behandelt. Schulklassen und Kindergruppen, Kinder und Eltern sollten ebenfalls untersucht werden, wenn eine einmalige Therapie nicht zur Elimination der Läuse führt.  Lehrer und ErzieherInnen sollten die Therapie überwachen und bei Bedarf zu einem Arztbesuch raten. 

Therapie auch hier: Permetrin, rsp. Pyrethrin (Goldgeist forte, Infectopedicul).

 

Labiensynechie

 

Wir verstehen darunter die Verklebung der Labia minora. Meist findet sich im kranialen Bereich der Labien ein kleines Loch zum meist schmerzfreien Wasserlassen. 

 

Die Labiensynechie ist, wenn keine Beschwerden bestehen, kein Grund zur Intervention. Spätestens unter dem Einfluss der Pubertät löst sie sich. Wenn aber Beschwerden auftreten wie Vulvitis oder Harnwegsinfekt sollte man intervenieren. Schneiden ist nicht erforderlich, täglich zweimal Creme auftragen (Progesteron Creme, frei verkäuflich) selektiv auf die kleinen Labien aufgebracht ist innerhalb weniger Tage wirksam.  Längstens nach zwei Wochen Therapie öffnen sich die Labien ohne weitere Maßnahmen.

 

 

Lagerung des Säuglings

 

Wie wir alle wissen, sollten Babies in den ersten 9 Monaten ihres Lebens auf ihrem Rücken schlafen. Die Inzidenz des plötzlichen Kindstodes hat nach Einführung der Rückenlage (in den 1990 er Jahren) für junge Säuglinge um 90% abgenommen. Vorher lag die Inzidenz bei 1 auf 1000 Lebendgeborene, heute in Westeuropa bei 1 auf 10 000 junge Säuglinge. Ab dem 4. Quartal ihres jungen Erdendaseins dürfen Babies gefahrlos in Bauchlage schlafen. Während die Eltern aber wach sind, können sie ihr Kind in Bauchlage liegen und auch schlafen lassen, weil sie auf eine kritische Situation sofort reagieren können. Man braucht in solchen Situationen keine spezielle Sachkenntnis. Einfaches Hochnehmen reicht zumeist, um dem Kind wieder Luft zu verschaffen. 

 

Die Bauchlage aber ist ultimativ wichtig für die Entwicklung der Grobmotorik, in erster Linie einer ordentlichen Aufrichtung: Mit 3 Monaten sollen Säuglinge in der Lage sein ihre Ellenbogen aufzustützen, dabei sollten die Brustwarzen leicht angehoben sein. Mit 6 Monaten sollte das Baby schon auf die Hände stützen können und dabei den Bauch leicht anheben. Mit 9 Monaten folgt der Vierfüßlerstand und mit 12 Monaten der Stand. Das alles geht am leichtesten aus der Bauchlage heraus. Entwicklung ist sehr individuell, die Zeitspannen können länger und kürzer sein, nicht aber massiv verlängert. Also: der wache Säugling gehört auf dem Bauch gelagert, während ca. 2/3 seiner Wachphase. Auch im Kinderwagen kann man den Säugling auf dem Bauch lagern. Wenn das Baby sich zu rollen und zu krabbeln beginnt ist eine Lagerung in der Regel nicht mehr sinnvoll. Säuglinge können dann aus eigener Kraft die für ihn in der jeweiligen Situation angenehmste Position einnehmen. Lagerungskissen zum Schlafen (z. B. Babydorm) sind sinnvoll, um leichte lagerungsbedingte Verformungen des Schädels zu beheben. Solche Lagerungshilfen sollten nur so lange benutzt werden, wie das Kind sich selbst nicht umdrehen kann. Sein Effekt beruht auf einer Kuhle im Kissen, die den Hinterkopf in Rücklage entlastet und so die lagerungsbedingte Verformung des Kopfes korrigieren hilft. Wirksam auch: Osteopathische und manuelle Therapie.

 

 

Molluskeln

 

Es will uns nicht einleuchten, warum man Molluskeln mit Medikamenten behandeln sollte. Wir haben selbst schweren Molluskelbefall mit einfachen Pflegemaßnahmen zur Abheilung gebracht.

Molluskeln überleben nur wenige Tage bis Wochen auf der Haut. Dann entzünden sich die Effloreszenzen, bilden Pusteln und verabschieden sich anschießend rückstandslos.

 

1.     Tägliche Hautpflege mit einer Lotion, je nach Hauttyp fetter oder weniger fettig. Das macht die Haut widerstandsfähiger gegen Neuinfektionen.

2.     Gerötete Molluskeln kann man mit  einer desinfizierenden Lösung betupfen und mit einem einfachen Pflaster abdecken bis sie verschorfen. Es können mehrere Effloreszenzen gleichzeitig behandelt werden. 

 

Mundschluss, unzureichender

 

Viele Säuglinge und Kleinkinder wachsen mit offenem Mund auf. Der Kiefer ist eng, der Gaumen spitz (gotisch), die Milchzähne und später die bleibenden Zähne überlappen und haben zu wenig Platz im Oberkiefer. Es kommen oft HNO- Komplikationen hinzu, ständige Otitiden, Adenoide, Mucotympanon, Schwerhörigkeit, Sprachentwicklungsverzögerung, Müdigkeit, schlechte Laune, Husten, Bronchitis, schlechte Körperhaltung. Der unzureichende Mundschluss ist mithin keine Petitesse.

 

 Es lohnt sich, frühzeitig eine Logopädin einzuschalten, die mit dem Kind orofaziale Übungen durchführt und diese den Eltern beibringt. Auch sollte eine Physiotherapeutin versuchen, die Körperspannung des Kindes zu verbessern. Denn die aufrechte Haltung verbessert den Mundschluss, ein guter Mundschluss seinerseits verbessert die Körperhaltung. Guter Mundschluss und gute Körperhaltung verbessern die allgemeine Leistungsfähigkeit und die Konzentrationsfähigkeit des Kindes. 

 

 

Nabelgranulom

 

Unter sauberer Nabelpflege wird sich die Haut unter dem abgetrockneten und abgefallen Nabel rasch und trocken verschließen.  Selten heilt der Nabel granulomatös. Wir sahen dieses Phänomen pro Jahr vielleicht einmal, wenn nicht sogar seltener.  Diese Wundheilungsstörung ist absolut gutartig und heilt von selbst aus. („Dem stets weiter nässenden Nabelgrund sitzt, bald breitbasig, bald gestielt ein bis haselnussgroßes, höckriges Granulationsgeschwülstchen auf“ (Lust-Pfaundler 1971, 24. Ausgabe, S. 78)). Antibiose, sei es systemisch oder nur lokal nutzt auch hier ausschließlich der Industrie. Es reicht meist ein trockener, steriler Verband, der häufig gewechselt wird, bis sich die Wunde verschlossen hat. Um die Wunde sauber zu halten kann sie (muss aber nicht dringend) zusätzlich mit einer alkoholfreien antiseptischen Lösung betupft werden (z. B. Octenidin).

 

Neurodermitis

 

Wir haben in unserer Praxis erheblichen Aufwand mit der Behandlung von Kindern mit Neurodermitis betrieben. Der Aufwand ist sehr lohnend, denn das Leiden der Kinder, aber auch das der Mütter (und Väter) an dieser Erkrankung kann erheblich sein. Da der Grund für die Neurodermitis eine Barrierestörung der Haut ist, stellt die Hautpflege mit vorsichtiger, reizfreier Reinigung und einfachen rückfettenden Lotionen sowie den Juckreiz stillenden Schwarzteeumschlägen die Basistherapie dar. Weil die einfache Pflege aber oft nicht ausreicht, folgen weitere Maßnahmen im Bereich Wäsche, Ernährung und eine spezielle Balneotherapie. Sie werden den Eltern und Kindern im Rahmen einer Neurodermitisschulung näher gebracht. Schulung und Behandlung von schwerer Neurodermitis sollte in der Hand einer(s) pädiatrischen Allergologin(en) erfolgen.

 

 

Obstipation, habituelle Bauchschmerzen, Drei – Monats – Koliken

 

Echte Obstipationen gibt es beim Säugling fast nur bei richtig schweren Krankheiten wie Pylorusstenose, Morbus Hirschsprung und ähnliche, Analatresie, Duodenalatresie, echte Nahrungsunverträglichkeiten, Mekoniumstau. Kleine rötliche Schleimhautfetzchen im Stuhl von ansonsten gesunden Säuglingen sind harmlos und bedürfen keiner weiteren Abklärung. Und: Gestillte Säuglinge stuhlen sehr unregelmäßig. Bei gesunden Kindern können Frequenzen von 10mal am Tag bis zu 1mal in vierzehn Tagen physiologisch sein, wenn sie ansonsten gesund sind. Bei künstlicher Ernährung entsteht mehr Schlacke im Darm, der Stuhlgang kann fester sein und kommt regelmäßiger. Drücken und Stöhnen sind, wie Strampeln für das Laufen, notwendige Vorübungen für die spontane und bewusste Stuhl- und Urinentleerung. Die sogenannten „Drei – Monats- Koliken“ sind vermutlich fast sämtlich solche Primitivbewegungen.  Zeichen für schwere Krankheit sind andere: Gewichtsverlust und/oder schwere Blähung mit glänzender Abdominalhaut, bleistiftdünne Stuhlabgänge, enger Analkanal . Hierhin gehört auch die sichtbare Magenperistaltik kurz nach Nahrungsaufnahme als äußeres Zeichen einer Pylorusstenose.

 

Im Fall der oben genannten primitiven Betätigung der Abdominalmuskulatur genügt es, den Eltern den Charakter dieser Bewegungen als notwendig für die gesunde Entwicklung des Kindes darzustellen. Bei unstillbarem Schreien bei einem ansonsten gesunden Säugling sind weitere Mechanismen relevant. Beziehungsstörungen zwischen Kind und Eltern, frühe Zeichen eines hyperkinetischen Verhaltens, Haltungs- und Bewegungsdysfunktionen. Letztere gehören in die Hand eines erfahrenen Kinderosteopathen. Sie sind an Überstreckung, ggf. isoliert oder zusätzlich an einer  Haltungsasymmetrie mit oder ohne Plagiocephalie zu erkennen. 

 

Osteopathie und andere alternative Heilmethoden

 

Wenn von alternativen Heilmethoden die Rede ist, dann meist von diesen vieren: Homöopathie, Akupunktur, Naturheilkunde und Osteopathie.

 

Die Homöopathie gilt als unwirksam, weil keinerlei Wirkstoff in ihren Arzneien vorhanden ist. Im Zusammenhang mit psychosomatischen Wirkungen sind Effekte aber nachweisbar. Die versprochene Arzneiwirkung (Gleiches mit Gleichem behandeln) aber ist sowohl theoretisch als auch praktisch nicht nachvollziehbar. 

 

Die Akupunktur arbeitet mit Silbernadeln, die entlang bestimmter Körperlinien, auch Meridiane genannt, eingestochen werden. Auf diese Weise sollen Stoffwechselprozesse angeregt werden, die die versprochene Wirkung erzielen. Sie wird in China seit Jahrhunderten gepflegt und selbst für Anästhesien bei einfachen Operationen genutzt. Für unser westliches Verständnis von Evidenz sind weder das Lehrgebäude noch die Forschung auf diesem Gebiet nachvollziehbar. Rein pragmatisch betrachtet, sind schmerzlindernde Effekte nachgewiesen worden.  

 

Naturheilkunde arbeitet, wenn sie ernsthaft betrieben wird mit aus der Natur entnommenen wenig verarbeiten oder roh angewendeten Substanzen und mit physikalischen Anwendungen wie Kälte, Wärme, Schwitzen, Trinkkuren. Die wissenschaftliche Evidenz dieser Arzneien und Anwendungen ist stärker, als die von Akupunktur und Homöopathie. Physikalische Anwendungen sind in der Pädiatrie hochgradig geschätzt und werden in diesem Skript im Zusammenhang mit Husten, Schnupfen und Fieber beschrieben.

 

Osteopathie ist kein einheitliches Lehrgebäude. Gemeinsam ist den verschiedenen Methoden die Anwendung sanfter Impulse, nah oder fern der geklagten Dysfunktion (vulgo Blockade). Ihr liegt ein Modell von Spannungszügen im menschlichen Körper zu Grunde, die an bestimmten Stellen des Körpers für Impulse erreichbar sind. Das Ziel: Fehlspannungen beseitigen, Symmetrie wieder herstellen, dem Körper die Möglichkeit zur Selbstheilung zurückgeben. 

 

Teile des osteopathischen Lehrgebäudes lehnen sich an gut nachvollziehbare sogenannte manuelle Verfahren aus dem Bereich der klassischen Physiotherapie an. Solche Anwendungen arbeiten oft direkt an der Störungsstelle mit Zug und Druck und stellen den Normalzustand von Gelenken, Knochen, Sehnen und Faszien wieder her. Es handelt sich um die sogenannte parietale Osteopathie.

 

Weitere Verfahren werden als viszerale, kraniosakrale und biodynamische Osteopathie bezeichnet. In der biodynamischen Osteopathie kommen Begriffe zur Geltung, die wir heute so nicht mehr akzeptieren können. Eine Potency (Kraft), die über Ignition (Anfeuerung) im Köper für Health (umfassende Gesundheit) sorgt. Trotz berechtigter Kritik an dieser „osteopathishen Philosophie“ sind die genannten Verfahren wirksam, weil sie im Körper für Entspannung und darüber tatsächlich zu Beseitigung von Schmerzen, Missempfindungen und Fehlhaltungen führen. Ich selbst wende osteopathische Methoden – auch solche, die ich von der Grundtheorie nicht verstehe – seit Jahren mit großem Erfolg bei Kindern an. Der Indikationen gibt es eine große Zahl: schiefe Babys, habituelle Spitzfüße, behinderte Kinder, Brustschmerzen, Bauchschmerzen, Kieferfehlstellungen, Sinusitis, Mucotympanon, auch akutes Schielen und alle Formen von Kopfschmerzen sind die häufigsten Leiden, die vorgestellt werden. Bei Anwendung von osteopathischen Methoden sind die Heilungserfolge oft erstaunlich. 

 

Paronychie

 

Eine Nagelbettentzündung an Händen und Füßen kommt in jedem Alter, auch schon im Säuglingsalter vor. Ob an Händen oder Füßen, einerlei: Lokal wird die Haut mit warmen Wasserbädern für ca. 15 bis 30 Minuten aufgeweicht und anschließend ein Salbenverband (z.B. Bepanthen) angelegt. Die Prozedur wird 2 mal am Tag wiederholt. Sollte diese Therapie nicht ausreichend sein, wird man zum Chirurgen überweisen. Lokale Antibiose ist nicht hilfreich, weil das Mittel nicht die Infektion selbst sondern nur die Haut darüber erreicht. Der Entzündungsprozess darunter gärt munter weiter. 

 

 

 

Plagiocephalie (Flachschädel)

 

Die häufigste Ursache für Schädeldeformitäten sind lagerungsbedingte Plagiocephalien. Typisch ist ein parietal abgeflachter Hinterkopf, eine Gesichtsasymmetrie mit prominenter Stirn ipsilateral und einem nach ventral verlagerten Ohr auf der gleichen Seite. Eine einseitige Coronarnahtsynostose hingegen zeigt sich durch eine verkleinerte Fontanella magna verbunden mit einer einseitigen Verkürzung des Schädels. Es fehlt die prominente Stirn und meist auch die Ventralverschiebung des ipsilateralen Ohres. 

Auch Brachycephalien können lagerungsbedingt sein. Behandlungsbedarf besteht bei lagerungsbedingten Plagiocephalien, wenn die Schrägdurchmesser des Schädels sich um mehr als 5 mm unterscheiden, bei der Brachycephalie, wenn der Querdurchmesser größer ist als der Längsdurchmesser. Meist sind die lagerungsbedingten Schädeldeformitäten durch eine sogenannte Tonusasymmetrie bedingt, die sich manualmedizinisch und  - oder osteopathisch beheben lässt. Wenn die Diameterdifferenz des Schädels über 15 mm steigt oder trotz Therapie nicht besser wird kann mit einer Schädelorthese (Helmtherapie) geholfen werden. 

 

Pyodermie

 

Eine Hauteiterung entsteht meist durch Pflegefehler, mangelnde Erfahrung, Juckreiz und Kratzen. Nur in seltenen Fällen ist eine lokale oder orale Antibiose erforderlich. Hautverträgliche desinfizierende Lösungen sind in der Regel ausreichend. Wir benutzen Kalium-Permanganat-Lösung 1% in Wasser verdünnt als Bad oder unverdünnt mit dem Tupfer auf die trockene Haut aufgetragen. Außerdem pingeligste Grundpflege mit täglichem kurzen Vollbad und Einsatz einer rückfettenden Lotion, z. B. Bepanthol-Lotio (verschiedene Fettstufen). Ist eine schwere Neurodermitis Ausgangspunkt, muss selbstverständlich umfassender therapiert werden.

 

Schlaf: Ein- und Durchschlafstörungen von Säuglingen und Kleinkindern

 

Wer sich an eine einfühlsame und zeitaufwendige Beratung der Eltern auf diesem Feld nicht einlassen möchte, sollte jede auch noch so kurze Beratung unterlassen. Ratschläge wie: „lassen Sie ihr Kind ruhig schreien“ oder: „das gibt sich“ lösen regelmäßig heftige Aversionen aus, schaden also mehr als sie nutzen. Es gibt inzwischen in Kinder-Jugendpsychiatrischen Kliniken und Praxen, sowie in SPZs genügend Beratungsstellen, die „Schreisprechstunden“ anbieten.

 

Neben echten Beschwerden: (Schmerz, Fieber) geht es nämlich häufig nicht um die Probleme des Kindes selbst, sondern um den Umgang der Eltern mit dem Kind und umgekehrt. Die Dentition verursacht übrigens keinerlei Schmerzen, auch das Wachsen tut nicht weh. Man könnte also formulieren, es besteht im Falle von Schlafstörungen in der Regel ein großes Missverständnis zwischen Eltern und Kindern, und zwar von beiden Seiten. Die Folge ist: die von den Eltern völlig zu Recht gewünschte Regelmäßigkeit im Schlaf- Wach- Rhythmus stellt sich nicht ein. Dabei ist es doch eigentlich ganz einfach: Kinder schreien, wenn sie sich nicht wohl fühlen. Gründe können sein: Hunger, Müdigkeit, Kälte und der Wunsch nach körperlicher Nähe. Völlig selbstverständlich erkennbar sind die Signale für Hunger und Kälte. Demgegenüber werden Müdigkeit und der Wunsch nach Nähe nicht selten miteinander verwechselt. Aber auch körperliche Nähe bekommen fast alle Kinder in ausreichendem Maße. Bleibt als Grund für Ein- und Durchschlafstörungen: Müdigkeit, der Wunsch nach Ruhe. Und bis ein Baby sich in den Schlaf gequengelt oder geschrien hat, dauert es halt manchmal ein paar Minuten. Je später die Eltern konsequent werden, desto länger dauert es, bis die Säuglinge durchschlafen. Manche Babies schlafen von vorn herein gut und manche brauchen etwas länger. Ab dem Alter von etwa 3 Monaten aber sollte ein stabiler, familienkompatibler Schlaf – Wach – Rhythmus erreicht sein.  

 

 

Schräglageschäden

 

Siehe Plagiocephalie

 

Schreikinder 

 

Siehe Bauchschmerzen, Obstipation, Plagiocephalie

 

Neben den beschriebenen primitiven Anspannungsbewegungen der Bauchmuskulatur, die als Obstipation rsp. Drei – Monats - Koliken missdeutet werden, ist bei Schreikindern wichtig, sog. Anpassungsstörungen zu beachten. Sie sind dadurch charakterisiert, dass Säuglinge und Kleinkinder diejenigen Anpassungsleistungen an das extrauterine Leben nicht vollziehen können, die von seinem Alter her eigentlich möglich sein müssten. Meist sind es die Einschlafrituale, die dysfunktional sind und die Ablösung der Eltern vom Kind während des Schlafes nicht altersgerecht gestalten. Ein Säugling von 3 Monaten kann allein ein- und durchschlafen, er muss dies nicht auf dem Arm von Mutter oder Vater tun. Einschlafriten wie Liedchen, Küsschen, Gebet etc. an jedem Abend in gleicher Weise helfen dem Kind.  Dann aber sollte eine klares Endpunkt-Signal gegeben werden.

 

Die Loslösung von Eltern dem Kind gegenüber und umgekehrt ist ein ambivalentes Geschehen. Einerseits gehen quängelnde Kinder den Eltern oft unendlich auf die Nerven, andererseits wollen sie ihr Kind unbedingt vor Traurigkeit und Verlustängsten beschützen. Auf der anderen Seite gehen überbehütende Eltern den Kindern auf die Nerven, sie fordern aber die Zuwendung oft gegen jede Vernunft und ultimativ ein, auch mitten in der Nacht. Der Ausweg aus diesem Dilemma ist nicht ohne Härten für Eltern und Kinder. Die funktionale pädagogische Haltung ist: Das Kind soll (unter dem aufmerksamen Blick der Eltern) dasjenige selbstständig tun, was es altersgemäß können müsste. Eine der ersten Anpassungsaufgaben aber ist das Ein- und Durchschlafen. Die schrittweise Loslösung des Kindes von den Eltern und umgekehrt aber ist „alternativlos“. Denn nur selbständige Kinder kann man guten Gewissens schließlich „hinaus ins Leben“ entlassen.

 

Schulschwierigkeiten (Einschränkung schulischer Fertigkeiten)

 

Weil Schulschwierigkeiten häufig sind, weil Kinderärzte in der Praxis mit diesem Thema fast täglich konfrontiert sind und weil wir in der Weiterbildung damit kaum je gründlich ausgebildet werden, in den Lehrbüchern fast nichts darüber steht, versuche ich an dieser Stelle eine Übersicht  zu geben. Ganz gegen den sonstigen Stil dieses Skripts werde ich Sie durch längere Ausführungen versuchen für das Thema zu erwärmen. Nur wir Kinderärzte haben eine Übersicht über alle Aspekte des Kindseins!

 

Die häufigste Störung ist sicherlich die Legasthenie, mal mit und mal ohne Dyskalkulie, mal auch isoliert nur eine Lese- oder nur eine Rechtschreibstörung. All das kommt in unterschiedlichen Schweregraden vor. 

Die Angaben zur Häufigkeit schwanken; zwischen 5  und 10 % jeden Jahrgangs sollen betroffen sein. 

 

Bezüglich der Häufigkeit dicht gefolgt wird die Legasthenie von Aufmerksamkeitsstörungen (2 bis 4%), mit oder ohne motorischer Unruhe (ADHS und ADIS, das H steht für Hyperaktivität, das I für Inaktivität). Hyperaktive sind meist Jungen (Zappelphillip).  Die Inaktivität betrifft meist Mädchen. Sie  träumen „verpeilt“ vor sich hin (Transuse). Eng verwandt mit dem Störungsbild der ADS sind die sogenannten hypersensiblen Persönlichkeiten. Auch sie können von Aufmerksamkeitsstörungen betroffen sein. 

 

Ein ADS kann laut Definition unseres Diagnosemanuals ICD 10 erst im Schulalter diagnostiziert werden und auch erst dann ist es als Krankheit anerkannt.  Hinsichtlich der Diagnosen in diesem Bereich ist zu beachten, dass Störungen schulischer Fertigkeiten heute häufig nicht mehr als Krankheiten bezeichnet werden, sondern als Phänomene von „Neurodiversität“. Die Unterscheidung soll einer Stigmatisierung dieser Schüler und Schülerinnen entgegenwirken. Es gibt eine gewisse Berechtigung für diese Sichtweise. 

 

Im Folgenden möchte ich eine Übersicht über die im Zusammenhang mit neurodiversem Verhalten gängigen Begriffe geben. Es herrscht auf diesem Gebiet ein heilloses Durcheinander. Da wird von Wahrnehmungsstörungen gesprochen, beim gleichen Patienten dann aber über Teilleistungsstörung, dann wieder über mangelnde Begabung, schließlich über Faulheit, Motivationsdefizite, Charakterstörungen, schwierige soziale Verhältnisse. An diesen Begriffen orientieren sich Vorgehensweisen, Therapien, schulische Einordnungen und Zensuren. 

Nur für die Legasthenie gibt es bisher Nachteilsausgleiche bei der Zensurengebung, also eine in den Zensuren niedergelegte geringere Wertung von Rechtschreibung. SchülerInnen mit schwerem ADS aber können, wenn erreichbar, in Sonderschulen gefördert werden, die sich der Erziehungshilfe (Sonderschule E) verschrieben haben. Sie finden sich, wie sozial benachteiligte Schüler aber oft auch in Schulen für Lernbehinderte (Sonderschule L). Die letzteren sind – zumindest in NRW – in den letzten Jahren aufgelöst worden. Auf normalen Schulen aber zersetzen ADHS-Kinder mit schwerem Verlauf den Unterricht durch ihre Unruhe und behindern dadurch die „normalen“ Kinder auf ihrem Bildungsweg. 

 

Das hier gezeigte Schaubild ist ein Modell, wie Fähigkeiten und Fertigkeiten von Kindern miteinander in Beziehung stehen. Auf der linken Seite finden sich die Bereiche der Wahrnehmungen. Sie umfassen die 6 Sinne, Sensorik genannt. 

 

 

 

Der weitaus relevanteste Bereich der Sensorik ist das Sehen. Wir unterscheiden von einer reinen Visuseinschränkung, die im Sehtest deutlich wird, die optische Wahrnehmung, für die es weiterführende Teste gibt. Auf der entsprechenden therapeutischen Seite finden wir hier die Brillenversorgung, Orthoptistinnen, die über die sog. Sehschule  die Augenbewegungen trainieren und die Sonderschulen für Sehbehinderte. Von dort werden auch Frühförderprogramme angeboten, die Kinder mit schweren Sehbehinderungen unbedingt nutzen sollten. 

 

Eine für Augenärzte oft nicht recht fassbare Störung ist die „Winkelfehlsichtigkeit“. Es handelt sich um ein latentes Schielen. Einige Optiker können die zielführenden Teste durchführen und in ihren Sehschulen auch entsprechende Trainings anbieten. Auch gibt es spezielle Brillen für diese Kinder (Prismengläser), die die Anstrengung beim Sehen reduzieren und nicht selten zu einer dramatischen Besserung der Schulleistungen führen. 

 

Der nächst wichtige Wahrnehmungsbereich ist die Körperfühlsphäre, auch Propriozeption genannt. Auch in diesem Bereich sind Differenzierungen erforderlich: Störungen des Gleichgewichtes, Störungen des Körpergefühls und solche der motorischen Koordination können gemeinsam, aber auch kombiniert vorkommen. Therapeutisch sind in diesem Bereich vor allem Ergotherapeuten und Heilpädagogen unterwegs. Wir rezeptieren nicht selten „sensorisch-perzeptive Therapie“. Als Diagnose nennen wir das Problem „sensorische Perzeptionsstörung“. Sie sind häufig die Ursache von Störungen schulischer Fertigkeiten und bedürfen einer spezialisierten therapeutischen Herangehensweise.

 

Hören ist ebenfalls nicht ausreichend mit den Ergebnissen eines Hörtestes abgeklärt. Man unterscheidet über die rein akustische Reaktion im Hörtest hinaus den Bereich der „Akustischen Wahrnehmung“. Es werden beschrieben:  Störungen der Reizselektion (beim Hörtest wird ein Rauschen unter den Nutzschall gelegt. Der Patient muss Nutzschall von einem ansteigenden Rauschanteil unterscheiden können. Je leiser das Rauschen, unter dem noch der Nutzschall unterschieden werden kann, desto höher ist die „Störschallempfindlichkeit“).  Weiter wird unterschieden: Die Richtungsschwerhörigkeit (das Kind muss Nutzschall von rechts, links, hinten, vorn, oben und unten unterscheiden), und das Hörgedächtnis (das Kind muss eine steigende Anzahl von Zahlen, Unwörtern oder Buchstaben wiederholen). Diese Teste werden von Pädaudiologen (meist HNO-Ärzte) angeboten. Therapie: diverse Hörtrainings. 

 

Auf der rechten Seite des Schaubildes (s.o.) finden sich die wesentlichen Bereiche der Tätigkeiten, Handlungen, Teilleistungen, auch Praxisbereiche genannt. Störungen in diesen Bereichen werden als Teilleistungsstörungen oder Dyspraxien bezeichnet. Auf diesem Feld sind die wichtigsten: Legasthenie und  Dyskalkulie. Wenn solche Störungen isoliert, also nicht im Zusammenhang mit Störungen der Kognition oder Aufmerksamkeit vorkommen, müssen wir unterscheiden, welche Wahrnehmungsbereiche betroffen sind: Können die Kinder Wörter nicht wiedererkennen? Besteht also ein visuelles Problem? Können sie nicht differenziert akustisch unterscheiden, ob z. B. ein F oder ein W geschrieben werden soll, ein stummes oder ein scharfes S ? Oder fehlen ihnen die feinmotorischen Fähigkeiten? Welches Problem steht hinter der Leseschwäche? Ein akustisches oder ein optisches? Die Therapien müssen der Grundstörung angepasst sein. Nur einfach üben ist nicht ausreichend. Auch, wenn Übung im Lesen und Schreiben unbedingt dazu gehören. 

 

Aufmerksamkeitsstörungen (das Kind kann sich maximal 10 min konzentrieren) müssen ebenfalls frühzeitig speziellen Trainings zugeführt werden. Ihre schulischen Leistungen sind deutlich globaler eingeschränkt als bei Kindern mit reiner Teilleistungsstörung. Auffällig aber ist ihr Witz und ihre Fantasie. Therapeutisch sind die Kinderpsychotherapeuten die richtigen Ansprechpartner.

Autistische Störungen (siehe Autismus – Spektrum – Störung)

 

Kinder mit autistischen Störungen sollte man ebenfalls früh erkennen. Ihr gemeinsames Symptom ist die Kommunikationsstörung. Sie kann von vollständiger Sprachbehinderung bis zu einer eigenartigen Eigenbrötelei, im Grunde alle Zwischenstufen einer Kommunikationsstörung präsentieren. Bei Kommunikationsstörungen muss man immer daran denken, dass es sich um eine autistische Störung handeln könnte und entsprechende Teste veranlassen. Therapeutisch sind es meist Heilpädagogen, die sich um diese Kinder kümmern und dies mit speziellen Programmen. In vielen Städten gibt es spezialisierte Fördervereine, sogenannte Autismus -Therapiezentren. 

 

Störungen der Kognition (Intelligenz):  Solche Patienten benötigen oft einen Strauß an Therapien: Sprache, Feinmotorik, Konzentration, Sozialverhalten, Grobmotorik. Aber auch Lesen, Rechnen, Malen, Schwimmen und Reiten können als Rehabilitationsmaßnahmen hilfreich sein. Reittherapie fördert das Gleichgewichtsgefühl in oft überraschendem Ausmaß.  Die Arbeit mit solchen Kindern ist lohnend, weil gut geförderte lern- oder geistig behinderte Kinder ein deutliches Mehr an Lebensfreude genießen können, wenn sie sich unterschiedlichsten Tätigkeiten widmen können und nicht nur gelangweilt herumsitzen müssen. Kinder mit gestörter Kognition haben nicht selten eine Vorgeschichte mit diversen Risiken durch Schwangerschaft,  Geburt, frühkindlichen Komplikationen, Fehlbildungen und Dysplasien besonders des Gehirnes, genetische Bilder. Ihre schulischen Einschränkungen sind globaler Natur. Also diverse Wahrnehmungsbereiche, Praxisbereiche und der Bereich der sensorischen Integration sind oft gleichzeitig betroffen. Wenn bei Kindern mit geistiger Behinderung klinisch keine klare Diagnose besteht, sollte man zur genetischen Abklärung zu Fachärzten, rsp. Fachinstituten überweisen.

 

Missbrauch und Misshandlung

 

Wer feststellen muss, dass aus meist zufälligen Gründen herauskommt, dass eines seiner langjährigen Patienten Missbrauch und Misshandlung ausgesetzt war, ohne dass man es gemerkt hat,  wird nachvollziehen können, wie frustrierend es ist, diese Problematik übersehen zu haben. Denn es ist schwer, betroffene Kinder in der Praxis zu identifizieren. Eltern tun fast alles, um derlei Verbrechen zu vertuschen. 

 

Zunächst grundsätzlich: Finden Sie für ihre Praxis heraus, welche Institution, welches Amt in erreichbarer Umgebung anonyme Verdachtsfälle registriert und verfolgt. Schreiben Sie deren Telefonnummer(n) auf (deutschlandweit z.B. zur Zeit 0800 0 431 431, lokal oft Jugendämter und Vereine gegen Kindsmisshandlung) und  legen Sie diese gut erreichbar in ihrem Schreibtisch.

 

 Werden Sie sofort tätig, wenn sie auch nur einen Funken Verdacht schöpfen. Konfrontieren Sie die Eltern erst, wenn aus dem Verdacht Gewissheit geworden ist. Man stelle sich vor, welchen Qualen solche Kinder ausgesetzt sind! Aber auch eine falsche Verdächtigung kann das Leben der Verdächtigten zur Hölle machen. Eine rachsüchtige Mutter z.B. berichtete, ihr Kind habe „Papa, Muschi, Aua“ gesagt, als es aus dem Vaterwochenende wieder bei ihr war. Alle Teste hinsichtlich Missbrauch aber bestätigten den Verdacht nicht. Der Vater aber beruflich ruiniert, es hagelte Angriffe auch auf den Kinderarzt und das SPZ, weil sie angeblich den Missbrauch durch den Vater leugneten. Vor Gericht aber wurde der Vater schließlich freigesprochen. 

 

Eigentlich fast immer ist irgendetwas „komisch“ mit misshandelnden Eltern und missbrauchten und misshandelten  Kindern. Am signifikantesten ist, wenn Verletzungen vorliegen, für die die Eltern kein adäquates Trauma angeben können. Ein Unterschenkelbruch z. B. angeblich durch einen einfachen Sturz auf dem Spielplatz oder zu Hause. Das passt nicht zusammen. Diagnostik: Nativröntgen der langen Röhrenknochen. Hier finden sich bei Misshandelten oft mehrere Verletzungsfolgen. Achten Sie aber auch auf die Erscheinungsformen und das Verhalten der Eltern:  Eltern, die komisch maniriert daherkommen, mit Perücke, stark geschminkt, auffällige Frisuren. Eltern die auffällig viel reden, damit man nur ja nicht auf den Kern zu sprechen kommt, Eltern, die Vorwürfe gegen Vorbehandler äußern.  All das muss nichts heißen, sollte aber aufmerksam registriert werden. 

 

Sorgsam beobachten muss man auch Kinder mit charakterlichen Auffälligkeiten. Mädchen, die früh schon sexualisierte Verhaltensweisen zeigen, die sich bereits im Grundschulalter schminken. Kinder, die eigentlich immer fröhlich waren, sich dann aber mehr und mehr in sich zurückziehen und autistisch wirken. Kinder, die plötzlich wieder einnässen und oder einkoten. Schulleistungen, die plötzlich dramatisch schlechter werden. Die meisten dieser Symptome sind vieldeutig, passen aber in der Gesamtschau schließlich zu dem Verdacht auf Missbrauch und Misshandlung. 

 

Fazit: Störungen schulischer Fertigkeiten sind nicht einfach zu differenzieren. Es bedarf spezialisierter Testprogramme, sowohl der Wahrnehmungsbereiche als auch der Praxisbereiche sowie der Intelligenz.  Manchmal führt auch die Beobachtung von Verhalten und Charakter zum Ziel.  Wenn Kinder in der 2. Klasse bereits eindeutige Zeichen einer spezifischen Leistungsstörung zeigen, sollen sie bereits dann einer entsprechenden Diagnostik zugeführt werden, oft vermittelt durch den Kinderarzt. Auch in den Praxen sollten sie in den Vorsorgeuntersuchungen der Schulkinder auffallen, sorgfältig getestet, differenziert und einer entsprechend einer spezialisierten Diagnostik und Therapie zugeführt werden. Immer, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet, und sei es nur kurz: richten Sie das Wort an ihre Patienten selbst und nicht ausschließlich an die Eltern. Nur so können Sie einen Blick erhaschen auf Laune, Charakter und psychische Dysfunktionen. 

 

Selbststimulierende Verhaltensweisen

 

Wir alle kratzen uns hier und da, nießen, popeln in der Nase, rauchen und was dergleichen schlechte Angewohnheiten sind, denn wir brauchen in der einen oder anderen Weise Stimuli um uns körperlich gut zu fühlen. So auch Säuglinge und Kleinkinder. „Komische Bewegungen“ kommen in mannigtfaltigsten Ausformungen zur Beobachtung, sogar Masturbationsrituale schon im Kleinkindalter. Das Kind rutscht auf dem Hochstuhl herum, brummt, schwitzt und stöhnt. Wichtig ist zu unterscheiden, ob es sich um Selbststimulation handelt, oder z. B. um ein Anfallsgeschehen. Die Unterscheidung ist einfach:  Aus cerebralen Anfällen führt der Weg nur durch spontanes Sistieren oder Medikation, bei Selbststimulation aber reicht die bloße Ansprache und die „komische Bewegung“ sistiert.  Therapie: aktives Wegsehen. Gleiche Therapie wie bei der monosymptomatischen Ticstörung.

 

Sichelfüße 

 

Sie kommen bei jungen Säuglingen recht häufig vor. Es liegt keine Fehlbildung, sondern nur eine Fehlstellung vor. Vom Sichelfuß zum Klumpfuß ist ein weiter Weg. Letzterer gehört in die Hand geschickter Kinderorthopäden. In seltenen Fällen ist die Abgrenzung zwischen einem ausgeprägten Sichelfuß und dem Klumpfuß schwierig. In der Regel jedoch können die Eltern selbst dafür sorgen, dass sich die Fehlstellung wieder normalisiert.

Zwei Techniken, die kombiniert werden können, haben sich bewährt: 1. das Bestreichen des seitlichen Fußrandes mit einer weichen Bürste: dadurch wird der äußere Fußrand reflexartig angehoben und der Fuß gestreckt. 2. Die passive Redression dehnt die Faszien und Sehnen des Fußes. Mittel- und Vorfuß werden mit der einen Hand zwischen Daumen und Zeigefinger gefasst, der Rückfuß, also Talus und Kalkaneus mit der anderen. Gegen das Hypomochlium des proximalen Dig. V des Mittelfußes wird der Mittel – und Vorfuß gegenüber dem Rückfuß nach lateral mobilisiert, gern auch rhythmisch (z. B. 5 mal rechts und 5 mal links) und dies mehrfach am Tag. 

 

 

Stomatitis aphtosa, Soor, Herpangina, Scharlachangina, Pfeiffersches Drüsenfieber

 

Hier soll es vor allem um die rasche Differentialdiagnose zwischen den wichtigsten Enanthemen im Mundraum gehen. Auch einfache therapeutische Hinweise werden gegeben. 

 

1.     Die Stomatitis aphtosa ist bekanntlich eine Virusinfektion, im Kleinkind - und Kindesalter meist die Erstinfektion mit Herpes Typ 1 – Viren. Als solche harmlos geht sie aber nicht selten mit Fieber einher. Die Mundschleimhaut, auch das Zahnfleisch sind insgesamt gerötet und geschwollen, an einzelnen Stellen bricht die Schleimhaut auf und es erscheinen die bekannten Aphten. Oft auf der Zunge, auf den Innenseiten der Unter – und Oberlippe, in den Wangentaschen sowie perioral. Therapeutisch ist vieles möglich aber nur weniges nötig. Schmerzen und Fieber kann man bekämpfen, die Haut um den Mund herum mit Zinkpaste betupfen und intraoral mit Panthenol Lösung auf einem Stiltupfer. Der Verlauf ist bei immunkompetenten Kindern harmlos. Nach ca. 7 Tagen ist der Spuk vorbei. Es besteht für Kontaktpersonen Ansteckungsgefahr. Erwachsene sind zu nahe 100% durchseucht, bekommen also die Stomatitis kein zweites Mal. 

 

2.     Soor ist ein Pilz, der übiquitär vorkommt und eigentlich nur über Milchflaschen, Schnuller und ggf. auch die Haut der Mutter auf das Kind übertragen wird. Die Beschwerden sind moderat,  in der Regel aber nicht schmerzhaft. Im Gegensatz zur Herpesinfektion besteht also kein Fieber, die Schleimhäute sind nur partiell betroffen, so die Haut der Zunge und meist auch die Wangentaschen. Therapie: Man kann die Mundschleimhaut einfach nur mit einem dicken mit Wasser befeuchteten  Stieltupfer auswischen und zwar nach jeder Mahlzeit. Oft reicht diese Pflegemaßnahme bereits aus. Wenn man antimykotisch behandeln muss sollte man dringend vor der Mahlzeit Milch – und Pilzreste mit dem genannten Watteträger auswischen und nach der Mahlzeit mehrfach täglich die antimykotische Lösung in den Mund laufen lassen. Auch die Brust der Mutter muss vor der Mahlzeit abgewischt werden (feuchter Tupfer) und nach der Mahlzeit mit dem Antimykotikum betupft.

 

 

Ticstörungen treten im Wesentlichen in Situationen auf, in denen sich das Kind beobachtet fühlt, sie sind von keinerlei Veränderung der Vigilanz oder motorischer Unsicherheit begleitet. Die Bewegungen sind meist monosymptomatisch. Es kommen vor: Blinzeln, Schulterzucken, Räuspern, Nase hochziehen, Rotationsbewegungen der HWS. Polysymptomatische Formen bis zum Gille de la Tourette – Syndrom kommen vor, sind aber sehr selten. Therapie des einfachen Tics: Eltern, Geschwister und nahe Kontaktpersonen sollten bewusst wegschauen. Die Störung beim monosymptomatischen Tick verschwindet meist innerhalb weniger Wochen. Ermahnungen und Kritik bewirken das Gegenteil 

 

Polysymptomatische Tics, also mehrere komische Bewegungen und  Geräusche gleichzeitig, bedürfen oft einer Therapie mit Psychopharmaka. 

 

 

Töpfchenneurose

 

Beim Übergang von der Windel zur Toilette sind gelegentliche Schwierigkeiten durch eine hartnäckige Obstipation zu erwarten. Über die Gründe lässt sich trefflich streiten. Da die Windel keine Dauerlösung ist, stellen Eltern ihre Kinder mit diesem Symptom häufig vor. Mit spätestens 5 Jahren sollte das Kleinkind seine Windel nicht mehr benötigen. Oft aber sind Kinder bereits mit 1-2 Jahren „trocken“. 

Grundsätzlich sollte man nichts versuchen zu erzwingen. Kinder wollen groß und erwachsen werden, also lernen sie von selbst Stuhl – und Urinkontinenz. Manchmal aber tun sie sich schwer. Vor allem Mädchen sind betroffen. Sie halten den Stuhl zurück und wenn er dann endlich ultimativ kommt, ist der Vorgang schmerzhaft. Der Schmerz befördert die weitere Abneigung gegen das Stuhlen. 

 

Wir würden empfehlen, den Stuhl mit einem Abführmittel, z. B. Movicol weicher zu machen. Zäpfchen und Klistiere zusätzlich führen nicht selten zu einer Verfestigung der Problematik. Allein der Rückzug der Eltern von jedweder Hilfeleistung wirkt manchmal entspannend. Und: Kinder, die noch nicht spontan entleeren sollten immer gewindelt werden. Täglich mehrfach die Unter- und Bettwäsche zu wechseln ist eine Zumutung für die Eltern und pädagogisch kontraproduktiv. Nur bei trockenen Kindern sollte man auf Windeln verzichten.  

 

 

Tonusstörungen des Neugeborenen und Säuglings

 

Seit einigen Jahren sehen wir in der Praxis vermehrt Säuglinge, die irgendwie schief sind. Sie liegen auf der Untersuchungsliege vornehmlich meist rechts, aber auch links rotiert. Entsprechend flach wird der Hinterkopf auf der betreffenden Seite (Plagiocephalie). Im Unterschied zu einer einseitigen Coronarnahtsynostose ist der Kopf nicht einseitig kürzer, sondern wie ein Parallelogramm verschoben. Am besten sieht man die Veränderungen vom Scheitel aus.  Dort, wo der Schädel parietooccipital flacher ist, tritt die Stirn etwas nach vorn, das Gesicht wirkt schief, das betreffende Öhrchen findet sich ventralisiert (earshift). 

 

In den letzten 15 Jahren, eigentlich seit der weltweiten Forschung über den plötzlichen Kindstod, werden Säuglinge fast ausschließlich zum Schlafen auf den Rücken gelegt. Auch bei anderer Gelegenheit: im Kinderwagen, im MaxiCosi, etc. liegen die Kinder oft bis zu einem halben Jahr fast ausschließlich auf dem Rücken. Fehltonisierungen, die unter der Geburt oder durch eine Lageanomalie beim Kind entstehen können, gleichen sich seither nicht mehr spontan aus. 

 

Als erste Maßnahme in der Praxis ist die Bauchlage wirksam. Zunächst als Training ca. 8 mal am Tag, wird das Kind im Wachen auf den Bauch gelegt und zwar so lang, wie es das aushält. Zu Beginn nur wenige Minuten, später immer länger, sollten Babies zuletzt insgesamt ca. ¾ der Wachperiode auf dem Bauch liegen. Außerdem sollten Eltern ihre Säuglinge möglichst häufig über die Seite hochnehmen und hinlegen. Und zwar über die, zu der sich die Kinder drehen. Also rechtsrotierte sollten auf die rechte Seite und dann auf den Rücken gedreht werden, links rotierte auf die linke Seite.

 

Oft gibt sich die Tonusasymmetrie so von allein. Es „wächst sich nicht aus“, sondern die Asymmetrie wird durch eine tonisierende Lagerung überwunden. Darüber hinausgehende Techniken bieten die Physiotherapie, die Kinderosteopathie bzw. die manuelle Kindertherapie. 

 

 

Trinken

 

Eltern haben nicht selten Angst, dass ihr Kind nicht genügend trinkt. Die entsprechenden Ratgeber empfehlen oft zu große Trinkmengen pro Tag. Um sie zu erreichen, wird dann alles mögliche angeboten, was den Kindern vielleicht eingeflößt werden könnte. Oft mit reichlich Zucker. Bei gesunden Kindern aber ist das Durstgefühl ein sehr sicherer Indikator für eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme. Je nach Witterung sollte mehr oder weniger reines Wasser bereitstehen. Angewärmt oder kühl, je nach Alter.  Wenn ein gesundes Kind nicht trinken will, dann braucht es das auch nicht. 

 

Vasovagale Synkopen

 

Kreislauflabile Kinder können in Belastungssituationen Ohnmachtsanfälle bekommen, die  bei Eltern, Kindergärtnerinnen, Erziehern und Lehrpersonen große Besorgnis auslösen. In der Regel aber sind solche Zustände harmlos. Klinisch unterscheiden sich derlei Synkopen von ernst zu nehmenden Ohnmachtsanfällen, seien sie zerebral, diabetisch oder kardial bedingt dadurch, dass sie beim liegenden Patienten nach ein paar Sekunden oder Minuten sistieren. Eine weitergehende Diagnostik erübrigt sich. Tonisierende Medikamente sind wirkungslos und überflüssig. Helfen kann ein regelmäßiges und ausreichendes Frühstück und genügend Flüssigkeit über den Tag.  

 

Vitium cordis, rsp. schwere Herzfehler beim Säugling

 

Weil schwere Herzfehler selten sind aber rasches Handeln erfordern, wenn sie in der Praxis auftauchen, möchten wir ein paar Prinzipien der schnellen klinischen Diagnose aufzählen. 

 

Ein Kind mit schwerem Herzfehler ist schwer krank. Ein munterer Säugling ist erst einmal - bis zum Beweis des Gegenteils – gesund. 

Wenn der Verdacht auf einen Herzfehler aufkommt, überprüfe rasch: Allgemeinzustand, Haut, Lunge, Herz (auch dorsal), Leber, Axillar- und Femoralispulse.

 

-        Haut: blass, cyanotisch, blau, Oedeme?

-        Atmung: beschleunigt? Atemgeräusche?

-        Herzgeräusch: laut, leise, nur systolisch, systolisch-diastolisch, auch dorsal?

-        Herzaktion: beschleunigt?  hyperaktiv?

-        Leber: vergrößert? hart? weich?

-        O2-Sättigung

 

Welche der genannten Befunde im Einzelnen vorliegen oder im Vordergrund stehen ist Ergebnis der zu Grunde liegenden Herzkrankheit. Rechts – Links oder links – rechts – shunt, Aortenstenose, Pulmonalstenose, offener Ductus Botalli, Funktion der Herzkranzgefäße, Funktion des Herzmuskels.

 

Bestätigt sich klinisch der Verdacht erfolgt ohne Umwege die Einweisung in die Klinik verbunden mit einer telefonischen Ankündigung dort. 

 

 

Vorhautenge und -adhäsionen, Phimose

 

Unter dem Vorwand einer Phimose kommt es massenhaft zu rituellen Beschneidungen. Nach unserer Kulturauffassung sind solche Verletzungen des Kinds Mißhandlungen eines Minderjährigen. Davon ist hier nicht die Rede. 

 

Die Vorhaut von kleinen Jungen ist oft ein bisschen eng und bläht sich beim Pillern sogar ein wenig auf. So lange das Kind keine Schmerzen hat und nicht pressen muss liegt kein behandlungsbedürftiger Befund vor. Unter dem Einfluss früher Erektionen, die schon im Kleinkindalter erfolgen, weitet sich die Vorhaut von selbst. Nur selten ist eine Intervention erforderlich. Sie sollte zunächst nicht chirurgisch erfolgen.

 

Es reicht aus, täglich 2 mal beim Morgen- und Abendritual, eine korticoidhaltige Creme unter und auf die Vorhaut zu bringen. Man benetzt dafür einen möglichst kleinen Watteträger mit der Creme und bringt die Creme damit von außen auf und von innen unter die Vorhaut.  Nach spätestens 14 Tagen ist die Haut so weich, dass man sie ohne Kraft über die Eichel zurückziehen kann. Dies Manöver sollte in der Praxis geschehen. Nicht selten sieht man nun, dass die Vorhaut mit der Eichel zum Teil verklebt ist. Solche Adhäsionen lösen sich in der Regel nach der beschriebenen Behandlung in den nächsten Wochen von selbst. Phimosen sollten vor Beginn der Pubertät gelöst sein. Wir bevorzugen für die Therapie die späte Grundschulzeit. 

 

Wachstumsschmerzen

 

Obwohl ich mich seit über 40 Jahren beruflich fast ausschließlich mit kranken Kindern beschäftige, habe ich bisher keinen einzigen Fall von Wachstumsschmerzen zweifelsfrei feststellen können. Kinder werden nicht selten vorgestellt, weil sie nachts mit Beinschmerzen aufwachen. Wenn man sie tags darauf klinisch untersucht, findet sich nichts Konkretes. Kein Hinken, keinen eindeutigen Klopfschmerz über den Röhrenknochen, etc. 

 

Aber gut, es gibt darüber Veröffentlichungen. Therapeutische Konsequenzen hat die Diagnose sowieso nicht. Schmerzmittel verbieten sich eigentlich, weil kein strukturelles Leiden feststellbar ist. Es reicht meist aus, die Eltern über den harmlosen Charakter der Störung zu informieren und sie zu sparsamem Gebrauch von Schmerzmitteln zu motivieren.  

 

Windeldermatitis

 

Meist führen kleine Pflegefehler zu Rötungen, Pilzbefall im Windelbereich bis zu schweren auch bakteriellen oder chronisch licheninfizierten Hautveränderungen im Windelbereich von Säuglingen und jungen Kleinkindern.

 

1.     Der Windelbereich bedarf keiner speziellen Pflege außer regelmäßiger Anwendung von  Wasser. Moderne Windeln verfügen über einen sicheren Nässeschutz, also sind keine Windelsalbe und kein Puder mehr erforderlich.

2.     Stuhlreste und Urin können mit klarem Wasser und einer milden Babyseife entfernt werden. Entweder mit Hilfe eines Waschlappens oder – besser noch – unter fließendem warmen Wasser.  Konsequente Hygiene und ein möglichst trockener Windelbereich sind fast immer ausreichend für die Therapie der Windeldermatitis.  Bei schwereren Verläufen würde ich zunächst Zinkpaste anwenden (z.B. Mirfulan).  Die Salbe dünn auf die betroffenen Bereiche auftragen. Bei jedem Windelwechsel die Region mit Wasser und Babyseife waschen und danach die Creme erneuern.  Wenn das nicht hilft: stattdessen Betupfen (dicker Stieltupfer) der gewaschenen Haut mit  Gentiana violett (Methylrosanid) 0,2%.  In den seltensten Fällen sind antimykotische, und /oder antibakterielle Substanzen oder gar Kortikoide erforderlich. 

 

Zahnungsschmerzen und Pflege der Milchzähne

 

Auch Zahnungsbeschwerden sind ein Thema,  das ich für stark überschätzt halte. Mein Verdacht: die Eltern sehen, fühlen oder vermuten nur, dass jetzt ein Zähnchen kommen müsste und das Kind weint in dieser Periode vermehrt. Also wird ein kausaler Zusammenhang vermutet. Meine eigene Beobachtung aber ist: wenn zum Ende der Dentition die 5er Molaren herauskommen, sind die Kinder bereits um die 2 Jahre alt. Eigentlich müssten diese relativ dicken Zähne doch beim Herauskommen besonders schmerzhaft sein. Sind sie aber nicht. In diesem Alter sind Unmutsäußerungen der Kleinkinder bereits nachvollziehbar und eindeutig nicht durch die Dentition ausgelöst. Gleiches gilt  für die Dentition der ersten bleibenden Zähne mit ca. 5 Jahren die sog. 6er Molaren. Kein Kind ist je mit 5 Jahren wegen Zahnungsbeschwerden vorgestellt worden.

 

Wir Kinderärzte raten zu früher Zahnpflege, vom ersten Zähnchen an. Daumenregel: Ab Monat 6 kommt jeden Monat ein Milchzahn hinzu. Zucker sollte man weitestgehend meiden, auch Tees sollten keinen Zucker enthalten. Säfte sind süß und säuerlich und greifen die zarten Zähnchen besonders an. Im Alltag sollten Wasser und/oder zuckerfreie Tees angeboten werden. Zuckerhaltige Getränke sollte man nicht verdammen, sie aber vielleicht nur für besondere Anlässe reservieren. 

 

Ein kariesfreies Gebiss ist von großer Bedeutung für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Kinder, weit über das aktuelle Symptom hinaus. 

 

 

Zysten in der Kniekehle (Poplitealzyste)

 

Poplitealzysten sind etwas anderes als Baker – Zysten. Letztere kommen bei Kindern praktisch nie vor. Es handelt sich bei Bakerzysten um eine Art Hernie (rheumatisch oder traumatisch bedingt) der Gelenkkapsel. Poplitealzysten aber sind vorübergehende flüssigkeitsgefüllte Aufweitungen im Bereich der Bursa von Gastrocnemius und/oder Semitendinosus. Weder Schonung noch andere Therapien sind erforderlich rsp. zielführend. Die Zysten verschwinden eigentlich immer im Verlauf von Wochen oder wenigen Monaten spontan.