Der akute Schiefhals

 

 

Manchmal, aber ganz selten, sehne ich mich nach meiner ehemaligen Tätigkeit in der Kinderarztpraxis zurück. Dort kamen sie immer wieder einmal, die kleinen Jungen oder Mädchen, die seit dem Vormittag plötzlich die HWS nicht mehr bewegen können, weil sie stechend schmerzt. Ganz plötzlich ist es passiert, und zwar nach einer „falschen“ Bewegung, z. B. beim Zähneputzen.

 

Als Kinderärzte verschreiben wir in diesen Fällen Ruhe, Wärme und Ibuprofen in hoher Dosis für 24 Stunden. Dann ist der Spuk in der Regel vorbei.

 

Immer wieder wird in der Literatur davor gewarnt, mit der akuten HWS-Dysfunktion allzu sorglos umzugehen. Vor allem das „Grisel-Syndrom“ komme als Differentialdiagnose infrage, eine ziemlich scheußliche Destruktion von Wirbeln nach einer oft banalen Infektion. Diese Krankheit ist zwar selten, muss aber sicher ausgeschlossen werden. Wenn ein Kind seine HWS in keine Richtung schmerzfrei bewegen kann, weder nach rechts, links, vorn, hinten oder in die Drehung, und wenn die Schmerzen mehr als 24Std. heftig andauern, dann sollte ein MRT der HWS durchgeführt werden.

 

Der akute Schiefhals aber an sich ist harmlos, wenn auch recht unangenehm. Osteopathisch und manualmedizinisch haben wir bei dieser Indikation ein paar Pfeile im Köcher: Vorsichtige Lagerung, Dehnung und Detonisierung der HWS- Muskulatur, ggf. kombiniert mit allgemein detonisierenden Manipulationen, wie der Atlastherapie nach Arlen.

 

Nun sind Osteopathen keine Akutmediziner. Aber wenn man jemanden findet, der rasch bereit ist zu helfen, dann lohnt es sich. Die Erfolge sind beglückend.